Die Genfer Firma Mercuria ist Opfer eines massiven Betrugs geworden. Der Rohstoffhändler hatte im Sommer 2020 in der Türkei 6700 Tonnen Kupfer im Wert von 36 Millionen Dollar bestellt. Ziel der Lieferung: China.
Doch was da ankam, war alles andere als Kupfer. In 300 Behältern fanden die Adressaten lediglich tonnenweise bemalte Pflastersteine. Sie waren sprühlackiert worden, damit sie auf den ersten Blick wie Kupfer aussahen.
Wie konnte das passieren? Gemäss Sinan Borovali, einem für Mercuria tätigen Anwalt in der Türkei, hatte der Genfer Rohstoffhändler das Kupfer im Juni 2020 bei der türkischen Firma Bietsan Bakir gekauft. Das Kupfer soll tatsächlich geladen und die Behälter nach einer Kontrolle versiegelt worden sein.
Ladung ausgewechselt
Offenbar wurden aber im Schutz der Dunkelheit die Behälter geöffnet, die Kupferstücke ausgetauscht und die Siegel durch Fälschungen ersetzt. Das berichtet Bloomberg.
Als die acht Schiffe auf See waren, bezahlte Mercuria den Preis von 36 Millionen Dollar in fünf Raten. Der Betrug flog erst auf, als die Schiffe diesen Monat in China ankamen.
Die türkische Polizei nahm nun 13 Personen in Gewahrsam. Mercuria, einer der fünf grössten unabhängigen Ölhändler der Welt, sucht in beiden Fällen vom türkischen Kupfer-Lieferanten Bietsan Wiedergutmachung, und zwar vor einem türkischen Gericht und in einem britischen Schiedsverfahren.
Ebenso wurde Strafanzeige eingereicht wegen Frachtsubstitution und Versicherungsbetrugs. Denn Mercuria stellte zudem fest, dass nur einer von sieben Verträgen der türkischen Firma, welche die Fracht versicherte, echt war.
Mercuria wurde 2004 von den Schweizer Rohstoffhändlern Marco Dunand und Daniel Jaeggi gegründet. Die 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwirtschafteten 2018 einen Umsatz von 122 Milliarden Dollar. (gf)