Frau verlor im Spital beide Beine – Jahre später bekommt sie Gerechtigkeit
«Sie wollten ihren Fehler nicht eingestehen, jetzt müssen sie dafür zahlen»

Eine 28-jährige Frau verlor in den USA durch einen schwerwiegenden Fall von Ärztepfusch beide Beine. Zwölf Jahre lang hinderte man sie, Gerechtigkeit zu erhalten. Doch nun sprach ein Gericht in Georgia ihr 70 Millionen Dollar Entschädigung zu.
Publiziert: 03.05.2025 um 20:41 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2025 um 14:01 Uhr
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Infolge eines Magenviruses verlor Jessica Powell im März 2013 viel Flüssigkeit und brach ohnmächtig zusammen. Man brachte sie in die Notaufnahme.
Foto: Matt Cook

Darum gehts

  • Frau in den USA verlor beide Beine durch Ärztepfusch
  • Überdosierung von Vasopressin führte zu Unterbrechung der Blutzufuhr in die Beine
  • 70 Millionen Dollar Entschädigung nach zwölfjährigem Rechtsstreit zugesprochen
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Christian ThielePeople-Redaktor, Hollywood (USA)

Infolge eines Magenviruses verlor Jessica Powell (28) im März 2013 viel Flüssigkeit und brach ohnmächtig zusammen. Deshalb brachte man sie in die Notaufnahme. Doch als sie im Krankenhausbett aufwachte, fehlten ihr beide Beine – wegen eines schweren Falles von Ärztepfusch.

Es dauerte zwölf Jahre, bis der Fall der 28-Jährigen endlich vor Gericht kam. Die Geschworenen brauchten nur 30 Minuten, um der Lehrerin jetzt die grösste Entschädigung in der Geschichte des Bundesstaates Georgia zuzusprechen: 70 Millionen Dollar (rund 58 Millionen Franken).

Gravierende Überdosierung stoppte Blutzufuhr

Die Notärzte im Putney Memorial Hospital hatten Powell über 40 Stunden nach der Einlieferung das Medikament Vasopressin verabreicht. Mit dem Mittel sollte ihr Blutdruck erhöht und ihr Wasser- und Elektrolyte-Gleichgewicht wiederhergestellt werden. Das Problem: Die Krankenakte bewies später, dass der Patientin über die nächsten 40 Stunden eine Dosis verabreicht wurde, die zweieinhalbfach so hoch war wie die vorgeschriebene Maximaldosis des Medikaments.

Medizinische Experten sagten im Zeugenstand aus, dass sich durch die Überdosis die Blutgefässe derart extrem verengten, so dass die Blutzufuhr in die untere Hälfte von Powells Körper unterbrochen wurde. Dadurch wurde kein Sauerstoff mehr in die Beine und Füsse transportiert. Weil die Patientin dann eine Sepsis erlitt, amputierten ihr die Ärzte beide Beine oberhalb der Knie, um ihr das Leben zu retten.

Über zehn Jahre wartete sie auf Gerechtigkeit

Powell verklagte die behandelnden Ärzte sowie das Albany Vascular Specialist Center. Alle wiesen den Vorwurf von Fahrlässigkeit und ärztlicher Fehlbehandlung mit den Worten zurück: «Die Amputationen waren notwendig, um ihre lebenswichtigen Organe zu retten.» Sie behaupteten, dass Powells Beine bereits «bei ihrer Einlieferung irreparabel geschädigt waren».

Über zehn Jahre lang verzögerten die Ärzte, das Krankenhaus und die Versicherungsgesellschaften einen Prozess, bis Powell durch die Jury des Obersten Gerichtshofs von Dougherty County jetzt endlich Gerechtigkeit widerfuhr. Ihr Anwalt Matt Cook im «Atlanta Journal»: «Wenn eine Jury nur eine halbe Stunde braucht, um zu einem einstimmigen Urteil zu kommen, sagt das schon alles aus! Die Verantwortlichen wollten ihren Fehler nicht eingestehen, jetzt müssen sie dafür zahlen!»

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