Filmreifer Bankraub in Deutschland
Banditen räumten 3000 Schliessfächer leer

Einbrecher haben über die Weihnachtstage in Gelsenkirchen ein Sparkassengebäude ausgeraubt. Mit einem Bohrer wurde ein Loch in den Tresorraum gebohrt. Vor der Bank kam es am Montag zu tumultartigen Szenen. Nun kursiert eine Zahl zu den leergeräumten Schliessfächern.
Kommentieren
1/4
Dieses Foto von der Tat veröffentlichte die Polizei.
Foto: Polizei Gelsenkirchen

Darum gehts

  • Einbruch in Sparkassengebäude in Gelsenkirchen am Montagmorgen entdeckt
  • Täter bohrten Loch in Tresorraum und durchsuchten Wertschliessfächer
  • Brandmeldealarm um 3.58 Uhr führte zur Entdeckung des Einbruchs
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Spektakulärer Raub im deutschen Gelsenkirchen: Die Polizei ermittelt seit Montagmorgen wegen eines Einbruchs in ein Sparkassengebäude an der Nienhofstrasse im Stadtteil Buer, wie es in einem Communiqué heisst. 

Bislang unbekannte Täter nutzten offenbar die Ruhe der Weihnachtstage, um mit einem grossen Bohrer ein Loch in den Tresorraum zu bohren und die dortigen Wertschliessfächer zu durchsuchen. Ein Foto, das die Polizei veröffentlicht hat, zeigt das grosse Loch, welches in der Wand klafft. 

Entdeckt wurde der Einbruch durch einen Brandmeldealarm, der um 3.58 Uhr bei der Feuerwehr einging, heisst es. Polizei und Feuerwehr durchsuchten daraufhin umgehend das Gebäude und stiessen im Keller auf das Bohrloch sowie die Einbruchsspuren.

Zugang über Parkhaus

Nach ersten Erkenntnissen verschafften sich der oder die Täter über ein Parkhaus an der De-La-Chevallerie-Strasse Zugang zu dem Sparkassengebäude und entkamen auf diesem Weg auch mit ihrer Beute.

Wie hoch der entstandene Schaden ist, ist derzeit noch unklar und Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Diese wurden umfangreich aufgenommen. Die Polizei sucht Zeugen. Wie der WDR am Dienstag berichtete, wurden 3000 Schliessfächer von den Banditen leergeräumt. Betroffen sind laut dem TV-Sender rund 90 Prozent der Schliessfächer. Die Ermittler schätzen die Beute auf 30 Millionen Euro, wie deutsche Medien berichten. 

Kurz nach dem Bekanntwerden des Einbruchs kamen etwa 200 Personen zu der betroffenen Sparkassen-Filiale, um nähere Informationen zu bekommen, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur (dpa) beobachtete.

Der Andrang war in der Bank so gross, dass Polizisten anrückten und den Vorraum der Bank räumten. Einige Menschen waren aufgebracht. Es folgten immer wieder Lautsprecherdurchsagen der Polizei, um die Situation zu beruhigen. Eine Polizistin erklärte den versammelten Menschen, dass die Sparkasse in den nächsten Tagen proaktiv auf die Kunden zukommen werde. Dies könne mehrere Tage dauern, nachdem die Spurensicherung beendet sei.

«Bohrer kriegen sie nicht im Baumarkt»

Zunächst hatten sich etwa 30 Kunden in dem Vorraum der Filiale eingefunden. Mehrere Kunden baten dabei um Auskunft, ob sie von dem Einbruch betroffen seien. Auch ging es bei den Besorgten um die Frage, ob sie ihr Schliessfach in Augenschein nehmen können. Ein Mitarbeiter der Sparkasse verneinte das. Die Filiale bleibt bis auf Weiteres geschlossen, wie auf einem Schild zu lesen ist.

Die Polizei sichere immer noch Spuren, sagte ein Sprecher der Sparkasse Gelsenkirchen der dpa. Die Kunden warteten auf Informationen, da sei man aber auch teilweise abhängig von der Polizei.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hatten sich der oder die Täter über ein Parkhaus Zugang zu dem Sparkassengebäude verschafft. Der Weg führte dann durch einen Archivraum, an dessen Wand schliesslich ein Durchbruch zu dem Tresorraum gelang. Dabei kaum ein Spezialbohrer zum Einsatz. «Den Bohrer kriegen sie nicht im Baumarkt», verdeutlichte ein Sprecher der Polizei.

Auf einem von der Polizei veröffentlichten Foto sind zahlreiche auf den Boden geworfene Akten in dem Archivraum zu sehen. An den Wänden rechts und links stehen Holzregale. In der Mitte an der Wand klafft das kreisrunde Loch zum Tresorraum in der Wand. Auch zahlreiche Ziegelsteine fehlen an der Stelle.

Frau hörte nachts Detonationen

Feuerwehrleute und auch Polizisten durchsuchten das Wohn- und Geschäftshaus, um ein mögliches Feuer aufzuspüren. Dabei stiessen sie den Angaben zufolge auf Hinterlassenschaften der Täter oder des Täters.

Die Ermittlungen zur Schadenshöhe sollen einige Zeit in Anspruch nehmen. Denn dazu müssen die Ermittler wissen, was aus den Schliessfächern gestohlen worden ist. Zuvor soll die Bank Kontakt mit betroffenen Kunden aufnehmen. Ein Sprecher der Bank sagte am Montag, grundsätzlich habe die Sparkasse Gelsenkirchen jedes Fach mit einer Summe von 10'300 Euro (rund 9500 Franken) versichert.

Viele Fragen sind noch offen. Unklar ist etwa, warum die Brandmeldeanlage in der Nacht Alarm auslöste. Aber auch die Frage, wann genau der filmreife Einbruch über die Bühne ging, muss noch geklärt werden. Es kämen die Weihnachtsfeiertage und das vergangene Wochenende in Betracht.

«Focus» berichtete, die Ganoven seien mit einem Audi geflüchtet. Womöglich kamen sie aus den Niederlanden.

«Wir haben immer alles gespart»

Die Polizei sucht Zeugen, die verdächtige Geräusche in den vergangenen Tagen gehört haben. So sollen unter anderem die Bewohner des Wohn- und Geschäftshauses befragt werden. Eine Dame in einem Café neben der Bank sagte dem dpa-Reporter, sie habe in der Nacht zwei Detonationen gehört. Sie ist nach eigenen Angaben eine Nachbarin in der Nähe zu dem Parkhaus.

«Bild» zitierte einen Mann, der seit mehreren Jahren ein grosses Schliessfach in dem Tresorraum mietete. «Mein ganzes Leben ist da drin. Auch meine Mutter hat ein Wertfach neben meinem. Wir haben immer alles gespart und dort zur sicheren Aufbewahrung hingebracht», sagte der eifrige Sparer unter Tränen. Neben Bargeld befanden sich auch Edelmetalle und Schmuck in dem Schliessfach. «Wenn das alles weg ist, fangen wir wieder bei null an.»

Ähnlicher Fall in Berlin

Auffällig: Bereits 2013 kam es in Berlin zu einem ähnlichen Fall. Eine Bande baute über ein Jahr hinweg einen Tunnel, der eine Tiefgarage mit einem Tresorraum der Berliner Volksbank in Berlin-Steglitz verband. 

Um Spuren zu verwischen und vermutlich auch Einbruchssignale zu sabotieren, legten die Täter gezielt Brände – sowohl im Tresorraum als auch in der Tiefgarage. Die Rauchentwicklung führte am Morgen des 14. Januar zur Alarmierung der Feuerwehr und später der Polizei. Aus dem Tresor entwendeten die Täter einen Millionenbetrag in bar. Die genaue Summe wurde offiziell nie vollständig bestätigt, da ein Teil der Bestände verbrannte oder beschädigt wurde. 

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen