Hier hebt Baumgartner zum letzten Mal ab
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Freundin filmt Szene:Hier hebt Baumgartner zum letzten Mal ab

Felix Baumgartner (†56) geriet in Sturzspirale – Paragliding-Experte erklärt
«Er hat den Notschirm zu spät geöffnet»

Nun steht die Ursache für den tödlichen Absturz von Felix Baumgartner Mitte Juli fest. Der Extremsportler geriet in eine sogenannte Sturzspirale und konnte sich nicht mehr daraus befreien. Ein Experte erklärt, was in einer solchen Situation passiert.
Publiziert: 10:25 Uhr
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Aktualisiert: 10:58 Uhr
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Mitte Juli stürzte der Extremsportler Felix Baumgartner mit einem motorisierten Paraglider in Italien ab.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Felix Baumgartners tödlicher Paragliding-Unfall auf menschliches Versagen zurückgeführt
  • Sturzspirale mit hoher Sinkgeschwindigkeit und starken Zentrifugalkräften führte zum Absturz
  • Vierfaches des Körpergewichts kann in einer Sturzspirale auf den Piloten einwirken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Nun offenbart ein Gutachten, warum der Extremsportler Felix Baumgartner (†56) am 17. Juli 2025 mit einem motorisierten Paraglider im italienischen Porto Sant’Elpidio abstürzte. Den Aufprall in einer Ferienanlage überlebte der Österreicher nicht

Baumgartners Unfall sei auf menschliches Versagen zurückzuführen, berichtet die Zeitung «Bild» unter Berufung auf den zuständigen Staatsanwalt Raffaele Iannella. Dieser bezieht sich auf ein technisches Gutachten. Der Staatsanwalt erklärt: «Der Gleitschirm befand sich in einwandfreiem Zustand und wies keine Mängel auf.»

Baumgartner geriet in eine Sturzspirale

Der Extremsportler sei in eine Sturzspirale geraten und habe rasch an Höhe verloren. «Baumgartner war nicht in der Lage, den Schirm aus der Spirale herauszusteuern», so Iannella. Erst kurz vor dem Aufprall wurde der Rettungsschirm ausgelöst – zu spät für Baumgartner. Er brach sich unter anderem die Wirbelsäule und starb.

Gabor Kezi (43), Paragliding-Fluglehrer und Inhaber der Gleitschirmschule «touch and go», erklärt Blick, was das Schwierige an der Sturzspirale ist. Seit 2002 ist er im Gleitschirmsport aktiv. Er schult seit Jahren Gleitschirmpiloten in der Zentralschweiz in Sicherheitstrainings und bereitet sie darin auch auf Sturzspiralen vor.

«Baumgartner war ein guter Pilot»

Die Sturzspirale kombiniere hohe Sinkgeschwindigkeit mit starken Zentrifugalkräften, erklärt Kezi. In der Sturzspirale kippt der Schirm in eine stark geneigte Kurve und dreht mit hoher Geschwindigkeit. Dabei kann das Vierfache des eigenen Körpergewichts auf den Piloten einwirken. «Auf diese G-Kräfte kann man sich Schritt für Schritt in einem Sicherheitstraining vorbereiten», sagt Kezi. Wer darauf nicht vorbereitet sei, dem drohten körperliche Probleme – bis hin zur Ohnmacht.

Der Extremsportler Baumgartner, der bei seinem Weltraumsprung deutlich höhere G-Kräfte erlebt haben müsste, hielt das aber nach Ansicht des Experten aus. Kezi kannte Baumgartner: «Er war ein guter Pilot.»

Einschätzung der Experten

Der frühere Red-Bull-Athlet verweist mit Blick auf die Sturzspirale auf eine spezielle Situation, die sich ereignet haben könnte – die sogenannte Autorotation. In diesem Zustand, bei dem der Pilot rechts oder links dreht und zusätzlich «eingetwistet» sei, sei es schwierig, den Gleitschirm zu bremsen. Das sei aber essenziell, um den spiralförmigen Abstieg zu verlangsamen. Gelingt dies nicht, wird es brenzlig. Als einzige Lösung bleibt der Notschirm. 

Ob Baumgartner dieses Problem hatte, ist nicht klar. Kezi vermutet, dass er bei einem Flugmanöver die Kontrolle verloren und versucht haben könnte, dieses Problem zu lösen. «Dann hat er nicht auf die Höhe geachtet und den Notschirm zu spät geöffnet.»

Dass Baumgartner in Turbulenzen geraten sei, glaubt Kezi nicht. «Auf dem Video, das Felix vor seinem Tod gepostet hat, sieht man, dass es nur ein wenig Wind hatte.» Kezi bleibt dabei: «Es muss etwas schiefgegangen sein – und dann ging alles zu schnell.»

Solche Unfälle zeigen, wie wichtig Ausbildung und wiederkehrendes Training sind.
Sicherheitstrainings lehren Pilotinnen und Piloten, auch in Extremsituationen ruhig zu bleiben und richtig zu reagieren. «Unser Ziel ist es, dass jeder Pilot sicher fliegen, reagieren und auch schwierige Manöver kontrollieren kann – damit die Freude am Fliegen immer überwiegt», sagt Kezi.

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