Demokratin und ihren Ehemann getötet
Attentäter von Minnesota ergibt sich im Wald

Der mutmassliche Mörder der demokratischen Abgeordneten Melissa Hortman wurde gefasst. Vance Boelter (57) soll sich als Polizist ausgegeben haben, um Zugang zu den Opfern zu erhalten. Nach zweitägiger Flucht hat er sich in einem Wald ergeben.
Publiziert: 04:51 Uhr
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Aktualisiert: 08:00 Uhr
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Vance Boelter, mutmasslicher Mörder einer US-Abgeordneten und deren Ehemann, ging Sicherheitskräften nach einer zweitägigen Flucht ins Netz.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Vance Boelter wurde nach Mord an Abgeordneter Melissa Hortman gefasst
  • Boelter tarnte sich als Polizist und verschaffte sich Zugang zu Opfern
  • FBI setzte Kopfgeld von 50'000 Dollar auf Ergreifung des Verdächtigen aus
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Nach den tödlichen Schüssen auf eine Politikerin und ihren Ehemann im US-Bundesstaat Minnesota hat die Polizei den mutmasslichen Täter gefasst. Das bestätigte Gouverneur Tim Walz bei einer Pressekonferenz am späten Sonntagabend (Ortszeit). Der Verdächtige war seit Samstag auf der Flucht gewesen. Er sei ohne Einsatz von Gewalt festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Bei der Suche nach dem Flüchtigen habe es sich um die «grösste Fahndung in der Geschichte des Bundesstaates» gehandelt.

Der Verdächtige sei am Sonntagabend (Ortszeit) in Sibley County im Süden von Minnesota nahe seinem Wohnort in Gewahrsam genommen worden, berichteten mehrere US-Medien unter Berufung auf Polizeibeamte. Demnach hatten Einsatzkräfte den Verdächtigen in ein Waldstück verfolgt. Kurz darauf habe er sich ergeben. In sozialen Medien kursiert ein Foto, das den Moment der Festnahme zeigen soll.

Behörden gehen von politischem Motiv aus

Bei dem mutmasslichen Täter handelt es sich um den 57-jährigen Vance Boelter, der laut Recherchen von US-Medien in der Sicherheitsbranche tätig ist. Vor der Festnahme des Verdächtigen war in der Nähe ein Auto gefunden worden, das ihm gehören soll. Der Mann hatte nach der Tat am Samstag die Flucht ergriffen, woraufhin eine grossangelegte Fahndung eingeleitet wurde.

Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) waren die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman (†57), die dem Parlament von Minnesota angehörte, und ihr Ehemann Mark im Wohnhaus des Paares in der Stadt Brooklyn Park erschossen worden. Bei einem weiteren Angriff im nahegelegenen Champlin wurden ein demokratischer Senator aus dem Parlament des Bundesstaates, John Hoffman, und dessen Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt. Der Senator sei inzwischen auf dem Weg der Genesung, sagte Walz weiter. Die Behörden gehen von einem politischen Motiv hinter den Taten aus.

Waren weitere Politikerinnen und Politiker gefährdet?

Die getötete Politikerin spielte laut «New York Times» 2023 eine zentrale Rolle bei der Verabschiedung von Gesetzen, die das Recht auf Abtreibung ausweiteten, Marihuana für den Freizeitgebrauch legalisierten und Arbeitgeber verpflichteten, bezahlten Krankenurlaub anzubieten.

Einsatzkräfte fanden im Fahrzeug von Vance Boelter neben einer grösseren Menge Munition auch eine Liste mit Namen mehrerer Amtsträgerinnen und Amtsträger. Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Die Behörden hatten deshalb befürchtet, dass noch weitere Menschen in Gefahr sein könnten.

Mutmasslicher Täter gab sich als Polizist aus

Die Polizei hatte nach dem Angriff auf das Ehepaar Hoffman vorsorglich auch das Wohnhaus der Hortmans überprüft. Dort stiessen die Einsatzkräfte auf einen Mann in Polizeiuniform, der sich als Beamter ausgab. In der Einfahrt stand ein Fahrzeug mit Blaulicht. Als die Polizisten den Mann zur Rede stellten, eröffnete er das Feuer – es kam zu einem Schusswechsel. Der Verdächtige floh laut den Behörden zunächst ins Haus und dann vom Tatort. Im Haus fanden die Beamten die Hortmans.

Verdächtiger soll selbst politische Ämter gehabt haben

Boelter soll laut CNN ein evangelikaler Christ sein, berichtet CNN. Er habe in der Vergangenheit Missionsarbeit im Ausland gemacht und auch lokale politische Ämter innegehabt, schrieben US-Medien nach Auswertung seiner Online-Profile und verschiedener Dokumente. Demnach soll er in einem Gremium mit dem angeschossenen Senator Hoffman gesessen haben. Ob die beiden sich kannten, war zunächst unklar.

In Afrika habe der Verdächtige versucht, Islamisten zum Christentum zu bekehren, schrieb die «Washington Post». Auch zu Rechten von sexuellen Minderheiten äusserte er sich laut CNN kritisch.

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