Ermittlungsakten bringen schreckliche Details vom holländischen Horror-Hof ans Licht
So quälte der Sektenvater seine Kinder

Neue Erkenntnisse zeigen, wie der Sektenvater Gerrit Jan van D. (67) im niederländischen Ruinerwold sich selbst als «Urvater» inszenierte – und seine Kinder und Gefangenen quälte.
Publiziert: 29.11.2019 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2019 um 18:54 Uhr
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Gerrit-Jan D. (67) isolierte seine Familie neun Jahre lang von der Aussenwelt.
Foto: dpa

Sie lebten unter der Tyrannei ihres diabolischen Vaters. Auf dem Hof in Ruinerwold (Niederlande) lebten die Kinder von Gerrit Jan van D. (67) eingesperrt und von der Aussenwelt isoliert. Nun bringen Ermittlungsakten erschreckende Details ans Licht, wie «De Telegraaf» schreibt.

Ein von der Aussenwelt abgeschottetes Paradies der Glückseligkeit. Das wollte van D. angeblich auf seinem Hof erschaffen. Für seine Gefangenen war es mehr ein monströses Gefängnis. Seine Kinder soll er geschlagen haben. Als Strafe verwehrte er ihnen tagelang die Nahrung. Ausserdem soll er zwei der drei älteren Kinder M., S. und E. sexuell missbraucht haben, bevor diese vom Horror-Hof flüchten konnten.

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Hielt sich für einen Geister-Beschwörer

Van D. war überzeugt: Er ist der «Urvater», seine Frau, die 2004 an Krebs verstarb, die «Urmutter» von allem. Mit Geistern habe er nicht nur kommuniziert – er konnte sie bändigen, aus Körpern herausnehmen und in andere Körper transferieren. Die Behörden gehen davon aus, dass er dazu ein Ritualschwert benutzte.

Laut den Ermittlungsakten soll er regelmässig den Geist seiner toten Frau beschwört – und in die Körper seiner Kinder gesetzt haben. Diese mussten dann das Bett mit dem selbsternannten «Urvater» teilen.

Van D. soll seine Kinder mit einem Rohrstock gezüchtigt und «wie Hunde» behandelt haben, geht aus der Ermittlungsakte hervor. Durch die Züchtigung wollte er seine Kinder gehorsam machen. Zu diesem Zweck sperrte er sie auch in die Hundehütte.

«Ich denke, er hing länger als einen Tag an der Decke»

Der Sektenvater hielt auch einen Österreicher namens Hermann auf dem Hof gefangen. Monate lang soll van D. ihn in einen Schuppen gesperrt haben. Äpfel und Honig waren seine einzige Mahlzeit. Van D. folterte Hermann, weil er ihm widersprochen habe. Er liess ihn tagelang an der Decke hängen. So wollte er angeblich die bösen Geister aus ihm vertreiben. «Er hing an einem Seil, das nicht am Hals befestigt war. Ich denke, er hing länger als einen Tag», sagt ein Zeuge in den Ermittlungsakten.

Die beiden sollen sich bereits seit den 1980er-Jahren gekannt haben. Auch der österreichische Hofpächter Josef B. (58) kannte ihn – Hermann war vermutlich sein Hilfsarbeiter. Ausserdem soll er der Sekte beigetreten sein.

Jüngste Kinder halten zum Sektenvater

Vier der ältesten Kinder wollen nun mit einer niederländischen Dokumentarfilmerin zusammenarbeiten, um ihre Gefangenschaft zu verarbeiten und der Welt ihre Erlebnisse zeigen.

Anders ihre Geschwister, die immer noch unter dem psychischen Einfluss ihres Vaters stehen. In einer öffentlichen Stellungnahme sagen sie: «Wir sind nicht einverstanden mit der Anklage gegen unseren Vater. Wir haben von unserem Vater gelernt, Glück in der Beziehung zu Gott zu suchen und die Lehre in unsere eigenen Hände zu nehmen. Daran glauben wir immer noch.» (spr)

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