Darum gehts
- Niclas M., bekannt für Parksünder-Meldungen, verbrennt Koran für Aufmerksamkeit
- Er hofft auf Durchbruch und Vergleich mit kontroversem Ex-Youtuber Drachenlord
- 18-Jähriger wurde durch Spiegel TV-Beitrag zum Internetphänomen und angeblichen Millionär
Er macht sein Ding – egal, was die anderen sagen. Regelmässig machte Niclas M.* Jagd auf Parksünder und Verkehrsverstösse. Dafür zückte er sein Handy und meldete jeden Verstoss per App – inklusive Beweisfotos. Ein Spiegel TV-Beitrag, in dem der damals 18-Jährige sein kurioses Hobby vorstellte, machte den Deutschen vergangenes Jahr zum Internetphänomen. Und M. genoss die plötzliche Aufmerksamkeit.
Neben der Jagd auf Parksünder trat der Teenager bei Partys auf. Zudem arbeitete M. auch noch als Unternehmer im Online-Marketing. Auch über Werbekooperationen verdiente er den einen oder anderen Euro. Angeblich wurde er so zum Millionär. Kurze Zeit war der «Anzeigenhauptmeister» gefühlt überall zu sehen. Sogar eine Kooperation mit Stefan Raab (59) wurde vermutet.
Er wollte «jeden Scheiss» machen
Dann begann der Abstieg. Er liess sich einen Schnauzer wachsen, der an jenen von Adolf Hitler erinnerte und machte Wahlwerbung für die AfD. Im Februar dieses Jahres verkündete er sein Karriere-Aus. Sein grober Plan sei es gewesen, «jeden Scheiss» zu machen, was Berichterstattung und Kooperationen anging. Doch Niclas M. hat sich nicht aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er ist weiter auf Instagram aktiv und versucht, Aufmerksamkeit zu erzeugen – um jeden Preis. Seine letzte Aktion: Buchverbrennung.
Laut eigener Aussage soll es sich dabei um den Koran handeln. Es handelt sich um das heilige Buch des Islam. «Allahu Akbar. Der Anzeigenhauptmeister hat einfach mal eben den Koran verbrannt», schrieb M. zu dem Instagramvideo. Dazu drei lachende Smileys. Der Youtuber «Ofenkäse» und die «Welt» hatten zuerst über die Buchverbrennung berichtet.
«Ich hoffe, dass mir jetzt damit endlich der Durchbruch gelingt»
In den Kommentaren unter dem Instagramvideo zeigen sich viele fassungslos. «Ist dir dein Leben nichts wert? Warum riskierst du so was?», fragt jemand, oder «Hast du eigentlich keine Angst vor Verfolgung?». Niclas M. antwortet auch prompt: «Ich will Action», schreibt er. Und «Ich hoffe, dass mir jetzt damit endlich der Durchbruch gelingt und ich jetzt der neue Drachenlord werde.»
«Drachenlord» ist ein Ex-Youtuber. Er machte sich im Netz durch seine konfrontative Art viele Feinde, sogenannte Hater, oder «Haider», wie er sie mit seinem fränkischen Akzent nennt. Er war übergewichtig und vertrat meist radikale Ansichten, bezeichnete den Holocaust als «nice Sache».
Als 2013 seine Schwester von einem Anrufer bedroht worden war, platzte dem Bayern der Kragen. In einem seiner Videos machte er seinem Frust Dampf, suchte die direkte Konfrontation mit seiner Hass-Community und schrie seine Adresse in die Kamera.
Die «Haider» pilgerten jahrelang zu seinem Haus
Die «Haider» liessen sich das nicht zweimal sagen – der Online-Hass schwappte in die kleine bayerische Gemeinde. Menschen kamen täglich zur «Drachenschanze», wie sein Haus in der Community genannt wurde, bewarfen den «Drachenlord» mit Eiern oder wurden nicht selten gewalttätig.
Die «Haider» pilgerten jahrelang zu seinem Haus, wo es zu Beschimpfungen und Randale kam. Häufig musste die Polizei einschreiten. Und «Drachenlord» zog schliesslich weg und das Haus wurde abgerissen. Doch die «Haider» lassen nicht locker. Sie machen weiterhin Jagd auf ihn.
* Name bekannt