Französischer Streamer (†46) starb nach Prügel vor laufender Kamera
Ergebnisse der Obduktion überraschen

Szenen wie im Horror-Film: Ein französischer Video-Streamer stirbt während einer Liveübertragung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, derweil beteuern die Schläger ihre Unschuld. Nun sind die Obduktionsergebnisse da.
Publiziert: 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 17:56 Uhr
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Raphaël Graven inszenierte sich in den sozialen Medien.
Foto: Instagram

Darum gehts

  • Französischer Streamer während Live-Übertragung gequält und gestorben
  • Staatsanwaltschaft ermittelt, Digitalministerin bezeichnet Fall als absoluten Horror
  • Streamer hatte zehntausende Abonnenten auf der Plattform Kick
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Ein Video-Streamer aus Frankreich wurde vor laufender Kamera mehr als zwölf Tage lang gefoltert – bis er plötzlich aufhörte zu atmen. Raphaël Graven (†46) wollte durch die brutale Liveübertragung im Internet 50'000 Euro (46'000 Franken) verdienen. Nachdem er von zwei Männern heftige Prügel kassiert hatte, bemerkten Zuschauer, wie der Mann im Schlaf einen Erstickungsanfall erlitt und sich danach nicht mehr rührte. Das berichtet die französische Enthüllungsplattform Mediapart. Gegen die beiden Täter wird ermittelt, schreiben französische Medien übereinstimmend.

Die Staatsanwaltschaft in Nizza hat Ermittlungen zur Todesursache von Raphaël Graven eingeleitet und eine Obduktion angeordnet. Die Ergebnisse der Obduktion wurden von der Staatsanwaltschaft am Donnerstag kommuniziert, wie «Le Parisien» und die Nachrichtenagentur AFP übereinstimmend berichteten. Demnach hatte der Tod des Internet-Stars «keine traumatische Ursache» und hing nicht mit dem Eingreifen Dritter zusammen. Die wahrscheinlichen Todesursachen «scheinen daher medizinischer und/oder toxikologischer Natur zu sein», teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Zur Klärung dieser Ursachen seien «zusätzliche toxikologische und pathologisch-anatomische Untersuchungen angeordnet» worden. 

Die Staatsanwaltschaft hat sich auch Gravens Krankengeschichte angeschaut. Demnach musste er im vergangenen Jahr einen zahnärztlichen Eingriff wegen «dabei festgestellten Herzproblemen» unterbrechen. Darüber hinaus «ergab sich aus den gesammelten Beweisen, dass er sich einer ärztlichen Behandlung seiner Schilddrüse unterzog», heisst es in einer Pressemitteilung der Behörde weiter.

Sein Account wurde gelöscht

Der Mann trat in Internet-Videos unter dem Pseudonym «Jean Pormanove» alias «JP» auf. In weiteren Videos liess er sich auf verschiedene Art und Weise Schmerzen zufügen. In einigen Filmen ist zu sehen, wie er sich ohne Schutzausrüstung mit Farbkugeln beschiessen oder schlagen liess. Die Filme wurden auf mehreren Plattformen veröffentlicht, hauptsächlich jedoch auf der australischen Plattform Kick. «JP» hatte dort Zehntausende Abonnenten. Mittlerweile wurde sein Account gelöscht.

Frankreichs Digitalministerin Clara Chappaz bezeichnete den Fall des verstorbenen Streamers am Dienstag im Onlinedienst X als «absoluten Horror». Sie habe die Aufsichtsbehörden eingeschaltet und Kick um eine Stellungnahme gebeten.

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Staatsanwaltschaft ermittelt zum zweiten Mal

Kick erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, das Unternehmen sei «tief bestürzt» über den Tod des Streamers. Die Umstände würden untersucht. Das Unternehmen setze sich entschieden für den Schutz der Streamer ein. Die australische Plattform ist für ihre relativ schwache Moderation von Inhalten bekannt. Streamer erhalten dort einen deutlich höheren Anteil der Einnahmen als bei Konkurrenzplattformen.

Die Videos von «JP» und seinen Mitstreitern waren einem breiteren Publikum durch einen Artikel in der französischen Enthüllungsplattform Mediapart bekanntgeworden. Nach dem Bericht hatte die Polizei im Januar Ermittlungen eingeleitet, unter anderem wegen «vorsätzlicher Gewalt gegen schutzbedürftige Personen». Sowohl die Verdächtigen als auch das mutmassliche Opfer hätten bestritten, dass Straftaten begangen worden sein, teilte die Staatsanwaltschaft damals mit, ohne die Namen von «JP» und seinen Streaming-Partnern zu nennen.

Gab es ein Drehbuch?

Ein Anwalt, der einen der beiden Schläger vertritt, sagte in einem Gespräch mit dem französischen Sender BFMTV, dass sein Mandant «am Boden zerstört» über den Tod «seines Freundes» sei. Der angebliche Missbrauch des Streamers sei «nach einem Drehbuch inszeniert» worden. Auch die Foltervorwürfe seien falsch, die Gewalttaten seien einvernehmlich erfolgt.

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