Darum gehts
- Studie untersucht Genom der ältesten Frau der Welt
- Gesunde Lebensweise und genetische Faktoren trugen zu Branyas' Langlebigkeit bei
- Branyas starb mit 117 Jahren und 168 Tagen im August 2024
Maria Branyas Morera wurde stolze 117 Jahre alt. Auf ihrem langen Lebensweg, der 2024 endete, erlebte die Spanierin wunderbare Momente, sie musste jedoch auch zahlreiche Verluste verkraften. Sie sah ihre Eltern, ihre drei Geschwister und eines ihrer Kinder sterben. Auch ihr Ehemann starb im Alter von 72 Jahren. Im Alter von 113 Jahren überstand Branyas sogar eine Corona-Infektion.
Wie konnte Morera so alt werden? Und dabei auch noch gesund und fit bleiben? Vor ihrem Tod nahmen deswegen Forscher die Seniorin unter die Lupe. Blut, Speichel, Urin. Alles wurde analysiert. Die Ergebnisse wurden diese Woche nun im «Cell Reports Medicine» veröffentlicht. Fazit: Sie hatte einfach verdammt gute Gene.
Spaziergänge und Olivenöl
Doch das ist nicht alles. Denn: Wir können auch selber viel dafür tun, dass wir alt und gesund bleiben. «Sie hat nie geraucht, sie hat nie Alkohol getrunken, sie hat gern gearbeitet, bis sie (nicht mehr) konnte. Sie hat auf dem Land gelebt, sie hat mässig Sport gemacht (meistens eine Stunde am Tag spazieren gegangen). Ihre Ernährung umfasste Olivenöl nach mediterraner Art und, in ihrem Fall, Joghurt», sagt einer der Forscher, Manel Esteller, zu CNN. Viel Bewegung, gutes Essen und kein Alkohol – diese Erkenntnis überrascht zunächst nicht. Und doch fiel eine Sache den Wissenschaftlern auf.
Morera hatte einen hohen Joghurt-Konsum – drei Portionen am Tag. Die Forscher gehen davon aus, dass die Menge an Joghurt sogar förderlich war und sie deswegen ein besonderes Darmmikrobiom und geringeres Entzündungsniveau hatte. Darauf zu schliessen, dass man einfach viel Joghurt essen müsse, um alt zu werden, sei aber falsch. Die Wissenschaftler betonen in der Studie, dass jeder Alterungsprozess unterschiedlich ist. Das zeigt sich auch, wenn man die Tipps und Tricks der über 100-Jährigen vergleicht.
Nicht streiten
Nie streiten – aber trotzdem tun, was das Herz begehrt: So fasst die 115-jährige Britin Ethel Caterham das Rezept für ihr langes Leben zusammen. Sie ist seit Mitte Mai der älteste lebende Mensch der Welt.
Geboren wurde die neue Alterspräsidentin der Menschheit in einem Dorf in der britischen Grafschaft Hampshire am 21. August 1909 – als in Deutschland Wilhelm II. (1859–1941) Kaiser war und der Franzose Louis Blériot (1872–1936) als erster Mensch der Geschichte in einem Flugzeug den Ärmelkanal überquerte. Caterham ist der britischen Datenbank «Oldest in Britain» zufolge auch die letzte noch lebende Untertanin des 1910 verstorbenen König Edward VII.
Auf die zu ihrem Geburtstag gestellte Frage nach dem Rezept ihrer Langlebigkeit sagte Caterham: «Niemals mit jemandem streiten! Ich hör' mir das an und mache dann, was ich will.»
Kein Mann, kein Stress
Jennie Libertini aus Maryland in den USA ist noch immer fit und aktiv – und das mit 110 Jahren. Seit längerer Zeit lebt Libertini, die 1915 als Tochter sizilianischer Immigranten zur Welt kam, ohne einen Mann. Laut ihrer Freundin und Mitbewohnerin Peggy Bocklage sei das der Schlüssel zum langen Leben. «Sie ist seit etwa 30 Jahren ohne Mann und geschieden, also kein Stress», sagte sie gegenüber CBS News.
Feste Zeiten im Alltag
Inah Canabarro Lucas wurde 116 Jahre alt. Vor ihrem Tod war sie die älteste Person der Welt. Lucas wurde 1908 in São Francisco de Assis im Süden Brasiliens geboren. Mit 20 Jahren wurde sie zur Nonne geweiht und unterrichtete viele Jahre Mathematik und Portugiesisch. Nach Angaben ihrer Familie könnte das Geheimnis ihres hohen Alters darin gelegen haben, dass sie sich jeweils an feste Zeiten hielt, wann sie aufstand, etwas zu sich nahm, betete und schlief.
Milch mit Ovomaltine
Vincent Dransfield aus Little Falls im US-Bundesstaat New Jersey wurde 110 Jahre alt. Sein Geheimnis: Milch mit Ovomaltine. Mit 15 Jahren schuftete er bereits auf dem Hof eines Milchbauern und lieferte fünf Jahre lang Milch aus. Gleichzeitig durfte er sich am unbegrenzten Milchvorrat des Landwirts bedienen. Das Pulver gebe der Milch Geschmack und Vitamine, war Dransfield überzeugt.
Dabei war Dransfield, der 1914 geboren wurde, alles andere als ein gesundheitsbesessener Fanatiker. Er rauchte 20 Jahre lang Zigaretten, ging vom 15. Lebensjahr bis Ende 70 einer Arbeit nach. Für seine Ernährung hatte er nur ein Motto: Ich esse, was ich will! Er gönnte sich Hamburger, Schokolade, Pizza und Pasta. Ab und zu genehmigte er sich auch ein Bier, und ohne Kaffee startete er nicht in den Tag. Im Juni vergangenen Jahres starb Dansfield.