Darum gehts
- Nicolas Sarkozy tritt Haftstrafe an. Erster Ex-Präsident hinter Gittern
- Sarkozy plant, ein Buch über seine Gefängniserfahrungen zu schreiben
- Sarkozy bezieht eine 11 Quadratmeter grosse Zelle im Gefängnis
Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy (70) tritt am Dienstag seine 5-jährige Haftstrafe an. Wie Bilder zeigten, trat der 70-Jährige an seiner Wohnung im schicken 16. Arrondissement seinen Weg Richtung Gefängnis an. Begleitet wurde er von seiner Frau Carla Bruni (57). Auch Zahlreiche Menschen versammelten sich, um den einstigen Staatsmann zu verabschieden. Im Anschluss stieg Sarkozy in ein Auto Richtung Gefängnis.
In einer Nachricht auf X erklärte Sarkozy, dass er sich für unschuldig halte. «Ich werde weiterhin diesen Justizskandal anprangern, diesen Leidensweg, den ich seit mehr als zehn Jahren durchlebe.» Hinter Gittern werde er keine Vorzugsbehandlung verlangen.
Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichten, sollen die Häftlinge «Oh, willkommen, Sarkozy!» «Sarkozy ist da!» gerufen haben, als der ehemalige Präsident der Republik das Gefängnis betrat.
Straffes Programm erwartet Sarkozy
Die Türen des Gefängnisses La Santé schliessen sich um 10 Uhr für den wohl berühmtesten Häftling Frankreichs. Sarkozy wird eine 11 Quadratmeter grosse Zelle beziehen, nachdem er zu fünf Jahren Gefängnis wegen krimineller Vereinigung im Zusammenhang mit der libyschen Finanzierung seines Wahlkampfes 2007 verurteilt wurde.
Sarkozy versicherte dem «Figaro» und der «La Tribune Dimanche», dass er keine Sonderbehandlung beantragt habe. «Ich habe keine Angst vor dem Gefängnis. Ich werde meinen Kopf hochhalten, auch vor den Türen des Gesundheitsministeriums», betonte er. Er hatte auch nicht um eine Einzelzelle gebeten. Die Gefängnisverwaltung hatte jedoch beschlossen, ihn aus Sicherheitsgründen in Einzelhaft unterzubringen, wie BFMTV berichtet.
Bevor der ehemalige Staatschef jedoch sein neues Zuhause beziehen wird, muss er sich wie jeder andere Häftling dem Ankunftsprotokoll unterziehen. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Fünften Republik, dass ein ehemaliger Präsident eine Nacht hinter Gittern verbringen wird. Blick berichtet über den Ablauf von Sarkozys erstem Tag im Gefängnis.
Haftnummer und Foto
Bei seiner Ankunft wird Sarkozy den Begrüssungsleitfaden und die Hausordnung des Gefängnisses erhalten. Anschliessend geht er durch die Kanzlei, wo seine Identität registriert wird. Seine Fingerabdrücke und ein Foto werden abgenommen, und ihm wird die «Nummer d'écrou», seine Häftlingskennung, zugeteilt.
Anschliessend begibt er sich in den Umkleideraum, wo er seine Ausweispapiere und verbotene Gegenstände abgeben muss. Wertvolle persönliche Gegenstände wie Schmuck oder Geld werden in einem Safe aufbewahrt. Es gibt einige Ausnahmen: Eheringe, Uhren und religiöse Gegenstände sind erlaubt.
Eine gründliche Durchsuchung
Ein gefürchteter Moment für jeden Neuankömmling ist die Durchsuchung. Nicolas Sarkozy muss sich einer Leibesvisitation unterziehen, bei der er vollständig entkleidet wird.
Danach erhält er ein «Ankunftspaket» mit Toilettenartikeln, Unterwäsche, Bettwäsche, einer Decke, Geschirr sowie Papier und Stiften für Briefe an seine Angehörigen. In einem ersten Gespräch mit einem Verantwortlichen können eventuelle Gesundheitsprobleme oder eine spezielle Diät besprochen werden.
Innerhalb von 24 Stunden nach seiner Ankunft finden weitere Gespräche mit dem Gefängnis- und medizinischen Personal statt. Innerhalb von 48 Stunden ist eine umfassende Gesundheitsuntersuchung vorgesehen.
Ein Buch über sein Leben
In seiner Zelle, ausgestattet mit einem kleinen Fernseher, aber ohne Draht zur Aussenwelt, hat Sarkozy geplant, sich mit folgenden Büchern zu beschäftigen: «Der Graf von Monte Christo» und die Biografie von Jesus von Jean-Christian Petitfils.
Der ehemalige Präsident plant ausserdem, ein Buch über seine Erfahrungen im Gefängnis zu schreiben. Dieses könnte jedoch kürzer ausfallen als gedacht. Seine Anwälte wollen bereits am heutigen Dienstag einen Antrag auf bedingte Entlassung einreichen. Die Justiz hat zwei Monate Zeit, um den Antrag zu prüfen.