Der Mann, der Trump lenkt
Wie Stephen Miller Amerikas Zukunft umbaut

Stephen Miller ist Trumps Schattenmann – und sein gefährlichstes Werkzeug. Nach dem Mord an Maga-Star Charlie Kirk kanalisiert er die Wut der Bewegung in knallharte Politik. Sein Ziel: ein Amerika, das härter, kälter und geschlossener ist als je zuvor.
Publiziert: 09:53 Uhr
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Aktualisiert: 10:45 Uhr
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Stephen Miller, stellvertretender Stabschef im Weissen Haus, gilt als Architekt von Trumps nationalistischer Agenda.
Foto: keystone-sda.ch

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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Der Schock über den Mord an «Make America Great Again»-Star Charlie Kirk (†31) ist noch immer da. Bei der Trauerfeier zu seinen Ehren am Sonntag hielt eine ganze Reihe von konservativen bis ultrarechten Politikern und Influencern Trauerreden. Nur einer wirkt weniger erschüttert – eher elektrisiert: Stephen Miller (40), der stellvertretende Stabschef im Weissen Haus und enger Berater von US-Präsident Donald Trump (79). «Ihr habt einen Märtyrer aus ihm gemacht», sagte Miller am Sonntag über Kirk. «Und jetzt werden Millionen sein Vermächtnis weiterführen», rief er ins Mikrofon.

Es klingt wie eine Kampfansage. Genau dies ist Millers Spezialität: Schmerz in Macht verwandeln. Wut in Politik giessen. Und seit Trump zurück im Weissen Haus ist, hat Miller mehr Macht als je zuvor.

Vom Aussenseiter zum Chefideologen

Stephen Miller, Jahrgang 1985 und aufgewachsen in Santa Monica in Kalifornien, rebellierte früh gegen das liberale Umfeld, das im nahegelegt wurde. Schon als Teenager schrieb er wütende Kolumnen gegen Mitschüler mit Migrationshintergrund, stilisierte sich mit 16 Jahren als Verteidiger eines «echten Amerikas» und verspottete seine Highschool als Ort, an dem sich «Osama bin Laden wohlfühlen würde».

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Der stellvertretende Stabschef gilt als Architekt von Trumps nationalistischer Agenda. Hinter verschlossenen Türen entwirft er die härtesten Massnahmen der Regierung.
Foto: AP

Während seines Studiums an der Duke University radikalisierte er sich weiter, pflegte Kontakte zu rechten Vordenkern wie «Alt-Right»-Ikone Richard Spencer (47). Danach arbeitete er als Medienverantwortlicher für republikanische Kongressabgeordnete, bevor er 2016 von Steve Bannon (71) für Trumps Wahlkampfteam und schliesslich als Regierungsberater rekrutiert wurde.

Miller lieferte: Er war derjenige, der Trumps düstere «American Carnage»-Rede zum Amtsantritt 2017 verfasste. Er war derjenige, der den «Muslim Ban» entwarf – ein Dekret, das Bürgern aus sieben mehrheitlich muslimischen Staaten zeitweise die Einreise untersagte. Acht Jahre später – im Januar 2025 – war er derjenige, der den Schwall an Dekreten zu Trumps erstem Tag im Amt organisierte. Miller war es, der im Juni 2025 die Razzien der Migrationsbehörde ICE in Los Angeles vorschlug. Kurz: Miller ist Trumps ideologischer Vollstrecker.

Der die Maschine am Laufen hält

Heute sitzt Miller an einer Schaltstelle, die ihm erlaubt, Trumps Agenda ohne Widerstand umzusetzen. Denn Trump vertraut ihm blind: «Stephen steht weit höher auf der Rangliste als irgendein Sicherheitsberater», sagte er bereits während seiner ersten Amtszeit.

In dieser Amtsperiode erhielt Miller dann auch den passenden Posten – den des stellvertretenden Stabschefs. Doch statt sich mit Personalien herumzuschlagen, berät er Trump weiterhin in der Politik.

Trump hat Instinkt, Miller hat Pläne. Er ist längst mehr als Berater oder Stabschef. Gegenüber NBC erklärte ein anonymer Trump-Mitarbeiter, dass manche ihn das «Präsidenten-Hirn» nennen – die Verkörperung von Trumps ungebremstem Zorn. Im Wahlkampf letztes Jahr brachte er die mit Trump gehegten Träume bei einem berüchtigten Auftritt im Madison Square Garden in New York auf den Punkt: «Amerika den Amerikanern. Nur den Amerikanern.»

Was plant Miller als Nächstes?

Miller spricht offen darüber, was ihn antreibt: «Fokussierte, gerechtfertigte Wut ist eine der wichtigsten Kräfte für Wandel in der Menschheitsgeschichte», sagte er kurz nach Kirks Tod in einem Podcast mit Vizepräsident J. D. Vance (41).

Jetzt kanalisiert er diese Wut – gegen linke Organisationen und Aktivisten, gegen die Demokraten. «Mit Gott als meinen Zeugen und in Charlies Namen werden wir jede Ressource nutzen», die der Sicherheitsapparat biete, um Terrornetzwerke «zu entwurzeln und zu zerschlagen.» Die Grenze zwischen politischem Gegner und Staatsfeind verwischt Miller dabei bewusst.

Experten warnen, dass die USA an einem Kipppunkt stehen – zwischen Demokratie und einem autoritären System, in dem Widerspruch kriminalisiert wird. Millers Kalkül: dass Angst, Chaos und Polarisierung seine politischen Träume durchsetzbar machen.

Was Miller mit Kirks Tod anstellen wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Er hat nun ein Symbol, das seine Agenda befeuert – und die Wut einer Bewegung, die er meisterhaft zu kanalisieren weiss. Für Trump ist er damit unverzichtbar. Für Amerika könnte er zur gefährlichsten Figur der nächsten Jahre werden.

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