Wenn die österreichische Regierung am Dienstagmittag in Wien vereidigt wird, sollten sich alle Augen vor allem auf einen Mann richten: Werner Kogler (58), Parteichef der Grünen. Er wird neuer Vizekanzler unter Sebastian Kurz (33), dessen Regierung mit der rechten FPÖ im Mai an der Ibiza-Affäre zerbrochen war.
Der grüne Hoffnungsträger Kogler geht das Wagnis ein und stürzt sich mit ordentlich Rückenwind in eine Regierung mit Kurz' konservativer ÖVP: Am Wochenende haben ihm die 270 Delegierten auf dem Bundeskongress der Grünen den Weg dafür freigemacht. 93,18 Prozent der Delegierten stimmten für das Bündnis.
«Das, was wir hier leisten, ist Pionierarbeit», sagte Kogler in seiner Rede auf dem Parteitag. Und der Grüne schreitet voran. Wer ist der Mann, der die Alpenrepublik ausgerechnet mit dem konservativen Kurz zum Klima-Vorbild machen will?
1. Er ist Rekordredner
Fast 13 Stunden dauerte eine aktionistische Rede, die Kogler am 16. Dezember 2010 im Parlament hielt. Um 13.18 Uhr begann er mit den Worten, das Folgende sei nur «der erste Teil der von den Grünen angekündigten parlamentarischen Kampfmassnahmen gegen das Budget».
Der damalige Abgeordnete und Budgetsprecher der Grünen hielt 12 Stunden und 42 Minuten durch – Rekord! Seine Dauerrede, mit der er den Budgetbeschluss verzögerte, endete mit den Schlussworten: «Das ist eigentlich schon alles, was ich sagen wollte.»
2. Ein Motorradunfall beendete seine Fussballkarriere
Mit 21 Jahren hatte Kogler einen schweren Motorradunfall, bei dem sein eigenes Leben auf der Kippe stand. Das hat seine Haltung zum Leben bereits früh verändert.
In einem Interview mit dem «ORF» sagte er: «Nach ein paar Wochen, wenn man da halbwegs heil wieder rauskommt, hat man im wahrsten Sinne des Wortes einen anderen Kopf für die Welt, eine andere Sicht, auch eine andere Emotion. Es hat mich viel gelassener und zielstrebiger gemacht. Was ist wirklich wichtig auf der Welt?»
Mit dem Unfall endete auch seine Fussballkarriere bei Sturm Graz. Bescheiden gibt er allerdings zu: «Ich war dort eher ein Beiwagerl.»
3. Er verzichtete ein Jahr auf Gehalt
Um ein Signal für die Freiwilligen in seiner Partei zu setzen, verzichtete Kogler ein Jahr lang auf sein Gehalt. Dass das öffentlich wurde, war dem Parteichef der Grünen allerdings nicht recht. Er findet es selbst nicht «gescheit», bei einer Kandidatur für ein öffentliches Amt auf Gehalt zu verzichten, sagte er dem «ORF».
Warum? «Damit niemand Wahlwerbung damit macht: Ich bin der Millionär soundso, ich kandidiere und haue meine Millionen in die Parteifinanzierung und in die Werbung. Mich könnt ihr umsonst haben. Die anderen Trottel verbrauchen eh nur Steuergeld». Das sei «völlig falsch und demokratieschädlich».