«Rybar» ist ein russischer Pro-Kriegs-Kanal auf Telegram mit 1,1 Millionen Abonnenten. Gegründet wurde der in Russland viel zitierte Kanal vom 31-jährigen Berufsoffizier Mikhail Zvinchuk, der zuvor im Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums arbeitete. «Rybar» hat jetzt eine Analyse von Zvinchuk publiziert, wonach Nato die Streitkräfte der Ukraine falsch auf den Krieg vorbereite.
Das Kriegsgeschehen in der Ukraine erinnere an Grabenkämpfe im Ersten Weltkrieg, hiess es vergangene Woche aus Brüssel. Russlands Reservisten müssen sogar mit Spaten kämpfen, in Bachmut schickt die Ukraine immer neue Soldaten als Kanonenfutter an die Front.
Doch die jüngsten Kriegserfahrungen, auf die sich Nato-Staaten stützen können, haben diese im Irak, in Syrien und in Afghanistan gesammelt. Im Irak und in Afghanistan starben zwar rund 7000 US-Soldaten durch feindselige Aktionen, zumeist Angriffe aus dem Hinterhalt und improvisierte Sprengsätze (IEDs). Es gab aber keine Frontkämpfe wie jetzt in der Ukraine. Die US- und Nato-Streitkräfte hätten kein Wissen erworben, das jetzt in der Ukraine angewendet werden könne, schreibt «Rybar».
«In der Ukraine funktionieren diese Methoden nicht»
«Westliche Länder haben seit dem Vietnamkrieg und in einigen Fällen seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr an hochintensiven Konflikten teilgenommen», so die Analyse von Zvinchuk. «Ausbilder verschiedener Fachrichtungen nahmen nur an lokalen Operationen teil. Das Ergebnis ist logisch: Menschen werden nach den Mustern der Kriege im Irak, in Syrien und in Afghanistan ausgebildet.»
In der Ukraine herrsche ein ganz anderer Krieg: «In der Realität des Konflikts in der Ukraine funktionieren diese Methoden nicht, da die Infanterie hauptsächlich für den Kampf in Wohngebieten und das Einnehmen von Häusern ausgebildet wird, und nicht für Aktionen in Wäldern und Feldern.»
Darüber hinaus könnten die Streitkräfte der Ukraine nicht genügend an Flugabwehrgeschützen, der Panzerfaust 3 und sonstigen schweren Waffen ausgebildet werden. «Für die effektive Ausbildung ukrainischer Formationen im Westen gibt es nicht genügend Ausrüstung, Waffen und materielle Ressourcen.» Es werde an «Simulatoren» geübt, «die einen Schuss imitieren». Das sei eher wie ein Videogame. «Von echter Munition kann nicht die Rede sein.»
Respekt vor ausländischen Söldnern
Früher habe ein Ausbildungsprogramm fünf bis sieben Wochen gedauert. Jetzt sei es auf drei Wochen gekürzt worden, um mehr Soldaten auszubilden. «Daher macht es keinen Sinn, über die hohe Professionalität der ukrainischen Kämpfer zu sprechen», so die «Rybar»-Analyse. «Sie werden das Blatt im Konflikt nicht wenden können, da sich das theoretische Wissen stark von der harten Realität an der Front unterscheidet.»
Seine persönliche Meinung sei, fährt Zvinchuk fort, «dass selbst ein schlecht ausgebildeter Soldat besser ist als ein unausgebildeter. Daher sind die Bemühungen des Westens keineswegs vergeblich und verlängern den Konflikt eindeutig.» Doch im direkten Kontakt mit dem Feind an der Front würden sie «keinen grossen Unterschied» machen. «Manchmal sind westliche Praktiken sichtbar. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle ist der Feind nur ein Feind. Ein Mensch aus Haut und Knochen.»
Bei ausländischen Söldnern sei das anders. «Ihr Auftauchen an der Frontlinie ist manchmal sofort spürbar.» Die hätten auch nicht nur ein paar Wochen trainiert.