Im Umgang mit Corona galt Südkorea bisher als Vorbild. Weil die Zahlen tief lagen, konnten Anfang November die Covid-Regeln gelockert werden.
Doch die Freude währte nur kurz: Am vergangenen Wochenende hat die Regierung die Schraube wieder angezogen. «Wir werden unsere Rückkehr zur Normalität kurz aussetzen müssen», sagte Premierminister Kim Boo-kyum (63).
Südkorea verzeichnete am Wochenende mehr als 1000 schwer Erkrankte. Darunter befinden sich viele Ungeimpfte und viele ältere Menschen, die im Frühling geimpft worden waren. Die Wirkung des Vakzins hat inzwischen allerdings nachgelassen.
Kim Dong-hyuk, einer der bekannten Epidemiologen des Landes, ist vor allem davon überrascht, dass es so viele schwere Verläufe gibt. Vergangene Woche starben 483 Menschen, so viele wie noch nie. Ärzte warnen vor einem Andrang in den Spitälern.
Schock wegen Omikron
Wie andere asiatische Länder versuchte Südkorea zuerst, das Virus zu unterdrücken. Anstelle von strengen Ausgangssperren gab es Massentests, konsequente Kontaktverfolgung und strikte Einreisekontrollen. Die hohe Impfquote, inzwischen sind 94 Prozent der Erwachsenen geimpft, sorgte dafür, dass die Todesrate relativ niedrig blieb.
Doch Omikron setzt Südkorea unter Schock. Eiligst wurden am Wochenende neue Massnahmen eingeführt. So dürfen sich maximal vier Personen privat treffen. Restaurants und Cafés müssen um 21 Uhr schliessen. Zudem dürfen dort nur höchstens vier nachweislich geimpfte Gäste zusammensitzen, wenn sie in Gruppen kommen. Ungeimpfte dürfen zwar ins Restaurant, müssen aber alleine sitzen.
Auch für Bars, Nachtclubs und andere Unterhaltungseinrichtungen gelten diese Regeln. Kinos und Konzertsäle dürfen eine Stunde später schliessen.
Um das Virus zu bekämpfen, setzt Südkorea auf eine Booster-Offensive. Beobachter gehen davon aus, dass die Massnahmen nicht so schnell wieder gelockert werden. Denn Kim Dong-hyuk prognostiziert, dass sich Südkorea auf Schlimmeres gefasst machen müsse. (gf)