Darum gehts
- Jair Bolsonaro wegen Fluchtgefahr nach Fussfessel-Beschädigung inhaftiert
- Bolsonaros Sohn rief Anhänger auf, für ihr Land zu kämpfen
- Bolsonaro zu 27 Jahren Gefängnis wegen Putschplänen verurteilt
Der wegen Putschplänen zu 27 Jahren Gefängnis verurteilte brasilianische Ex-Präsident Jair Bolsonaro (70) ist nach der Beschädigung seiner elektronischen Fussfessel wegen Fluchtgefahr in Haft genommen worden. Auf Anweisung des Obersten Gerichtshofs wurde der 70-Jährige am Samstag (Ortszeit) vom Hausarrest ins Gefängnis verlegt. Zuvor hatte Bolsonaro versucht, seine elektronische Fussfessel aufzubrechen, um an einer geplanten Demonstration seiner Anhänger teilzunehmen, wie der Oberste Richter Alexandre de Moraes erklärte. Es sei daher von einer «erhöhten Fluchtgefahr» auszugehen.
In einem vom Gericht veröffentlichten Video erklärte Bolsonaro, er habe aus «Neugierde» einen Lötkolben an seine Fussfessel gehalten. In dem Video war das stark beschädigte und Brandspuren aufweisende Gerät zu sehen, das sich jedoch noch immer am Knöchel des Ex-Präsidenten befand.
«Wenn mein Vater stirbt, ist das deine Schuld»
Bolsonaro habe am frühen Samstagmorgen versucht, die Fussfessel zu deaktivieren, erklärte Moraes. In seiner Entscheidung für die Inhaftierung des 70-Jährigen verwies der Richter zudem auf eine für Samstag von Bolsonaros Sohn angekündigte Demonstration vor dem Haus des Ex-Präsidenten, die «ein für seine (Bolsonaros) Flucht günstiges Umfeld» geschaffen hätte. Flavio Bolsonaro, der älteste Sohn des Ex-Präsidenten und Senator, hatte die Anhänger seines Vaters dazu aufgerufen, «für ihr Land zu kämpfen».
«Ich weiss nicht, was bei der Polizei vor sich geht. Alexandre de Moraes, wenn mein Vater dort stirbt, ist das deine Schuld», sagte Flavio Bolsonaro bei der Versammlung vor Journalisten. Seiner Ansicht nach versuchte sein Vater, aus «Verzweiflung» oder aus «Scham» die Fussfessel zu zerstören.
Trump über Bolsonaros Festnahme: «Das ist schade»
Trump erklärte am Samstag, er habe «gestern Abend» mit Bolsonaro gesprochen und werde ihn «ihn naher Zukunft» treffen. Die Festnahme von Bolsonaro bedauerte der US-Präsident mit den Worten: «Das ist schade.»
Der Oberste Gerichtshof hatte den ultrarechten früheren Staatschef im September wegen eines geplanten Umsturzes zu mehr als 27 Jahren Gefängnis verurteilt. Vor wenigen Tagen hatte das Oberste Gericht Bolsonaros Berufung gegen das Urteil abgewiesen.
Bolsonaro, der Brasilien von 2019 bis 2022 regierte, war schuldig gesprochen worden, eine «kriminelle Organisation» angeführt zu haben, die seine Wahlniederlage von 2022 gegen den heutigen linksgerichteten Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva kippen wollte.