Darum gehts
- Guardia di Finanza beschlagnahmt Luxusautos an der Schweizer Grenze
- Spezialität: Follow-the-Money-Methode zur Aufdeckung von Mafia-Aktivitäten und Finanzkriminalität
- 8,3 Milliarden Euro aus Steuerhinterziehung und 3,6 Milliarden Euro Mafia-Vermögen sichergestellt in 17 Monaten
Das haben sich die zwei mutmasslichen Autoschmuggler wohl anders vorgestellt: Einen Lamborghini Gallardo und einen Mercedes GLE haben Beamte der italienischen Guardia di Finanza in den letzten Tagen an der Grenze zur Schweiz sichergestellt. Der Verdacht: Die Luxuskarossen sollten heimlich in die Schweiz geschmuggelt werden. Wegen fehlender Dokumente wurden sie jedoch beschlagnahmt. Diese Zwangsmassnahmen sind kein Zufall, sondern nur zwei Beispiele für die Arbeit der weltweit wohl erfolgreichsten Behörde im Kampf gegen die organisierte Kriminalität. Sie verfolgt ausgeklügelte Strategien.
Follow-the-Money-Methode
Das Spezialgebiet der gewieften Ermittler: die sogenannte Follow-the-Money-Methode. Statt Tatorte stehen Geldflüsse im Fokus. So gelang im Oktober 2023 ein grosser Schlag gegen die sizilianische Mafia Cosa Nostra. Laut «La Repubblica» wurden Millionengewinne aus dem Drogenhandel über Scheinfirmen und Immobilien ins legale Wirtschaftssystem geschleust. Die Ermittler enttarnten das Netzwerk durch Finanzanalysen – und beschlagnahmten Vermögenswerte im Wert von 92 Millionen Franken – darunter über 70 Immobilien, 16 Millionen Euro auf Bankkonten, Bargeld, Schmuck und Firmenanteile.
Grosse Erfolge
Die Guardia di Finanza beschlagnahmt regelmässig gigantische Vermögenswerte: Zwischen dem 1. Januar 2023 und dem 31. Mai 2024 stellte die Behörde 7,7 Milliarden Franken an Vermögen aus Steuerhinterziehung sicher – 9000 Verdächtige wurden angezeigt und wanderten teils hinter Gitter. Hinzu kommen beschlagnahmte Mafia-Vermögen und Gelder aus dem Drogenhandel im Umfang von 3,4 Milliarden Franken, wie die Guardia di Finanza im letzten Sommer bekannt gab.
Beinahe omnipräsent
Nicht nur dubiose Finanzströme stehen im Visier der Behörde: Nebst Wirtschaftskriminalität sind ihre Beamten im Grenz- und Zollbereich, im Rettungsdienst oder als Unterstützung bei Grossereignissen im Einsatz. Mit rund 400 Booten, mehr als 100 Hubschraubern und zehn Flugzeugen haben die insgesamt 60'000 Beamten eine der grössten Luft- und Seeflotten innerhalb der europäischen Finanz- und Zollbehörden.
International vernetzt
Die Guardia di Finanza ist mit ihren Attachés in 23 Ländern vertreten – und arbeitet eng mit internationalen Strafverfolgungsbehörden zusammen, besonders in Fällen von grenzüberschreitender Finanzkriminalität. Im letzten Juni haben ihre Ermittler in einer grossangelegten Anti-Mafia-Aktion gemeinsam mit dem deutschen Bundeskriminalamt Vermögenswerte im Wert von 140 Millionen Euro sichergestellt. Fünf Unternehmer stehen im Verdacht, über ein Geflecht aus Scheinfirmen eng mit der kalabrischen Mafia Ndrangheta zusammengearbeitet zu haben. Bei dem systematischen Steuerbetrug im Ölhandel sollen durch gefälschte Transaktionen Steuerabgaben in Millionenhöhe hinterzogen worden sein.