Die Einreise aus einem Risikogebiet bedeutet Einsamkeit. Für mindestens zehn Tage, wenn man etwa aus Spanien in die Schweiz will. Oder für 14, wenn man dieselbe Reise in Richtung Deutschland unternimmt.
Die Corona-Quarantäneregeln betreffen aber nicht nur Touristen. Sondern auch Schulklassen, Event-Besucher – oder Arbeitskollegen und -kolleginnen, wie der aktuelle Fall im Zürcher Rotlichtmilieu zeigt, wo 50 Prostituierte für zehn Tage in Quarantäne müssen.
Ein Ärgernis für alle – das sich vielleicht künftig ein bisschen mildern lässt. Der deutsche Virologe Christian Drosten meldet sich in seinem ersten Podcast nach seiner zweimonatigen Sommerpause mit einem gewagten Vorschlag zurück: Er will die Quarantänezeit auf fünf Tage verkürzen!
Quarantäne soll nicht für Tests verschwendet werden
Mit diesem Vorschlag gehe er «bis an die Schmerzgrenze der Epidemiologie», gibt der Wissenschaftler zu. «Das ist schon, sagen wir mal, eine steile These, dass man sagt, nach fünf Tagen ist eigentlich die Infektiosität vorbei.» Seine Überlegung: «Was kann man denn in der Realität machen, damit man nicht einen De-facto-Lockdown hat?»
Drosten hat die Akzeptanz der Massnahmen in der Gesellschaft im Blick. Es nütze ja nichts, wenn «alle möglichen Schulklassen, alle möglichen Arbeitsstätten» durch wochenlange Quarantäne eingeschränkt würden. Zudem schlägt Drosten vor, die fünf Tage nicht für Tests zu «verschwenden», sondern erst nach Ablauf zu testen, ob die Betroffenen infiziert gewesen und noch infektiös seien.
Drosten führt selbst Kontakt-Tagebuch
In der Podcast-Folge warb Drosten auch für das Tragen von Alltagsmasken. Trotz einiger Schwächen trügen sie zum Schutz vor einer Corona-Infektion massgeblich bei. Mindestens teilweise senkten sie die Ansteckungsgefahr durch Aerosole. Wer etwa im Supermarkt einem Infizierten begegne, werde nicht direkt von den feinen Tröpfchen getroffen, wenn beide eine Maske trügen.
Um die Nachverfolgung von Infektionsketten zu erleichtern, empfahl Drosten wie schon mehrfach, Kontakt-Tagebücher zu führen. Nicht jeder sei bereit, die Corona-App zu nutzen. Es sei aber sinnvoll, sich jeweils abends zu notieren, wann man mit mehreren Menschen in einer Gruppe zusammen war. Auch er selbst führe solch ein Tagebuch.
Um gut über den Herbst zu kommen, sei die «maximale Kooperation des Grossteils der Bevölkerung nötig», sagte Drosten. Dabei hilft es, wenn jede und jeder möglichst einfach die Quarantäneregeln respektieren kann. (kin)