Atomdeal endgültig gescheitert
UN-Sanktionen gegen Iran treten wieder in Kraft

Zehn Jahre nach dem historischen Atomabkommen sind UN-Sanktionen gegen den Iran erneut aktiv. Die Massnahmen umfassen ein Waffenembargo und Beschränkungen der Urananreicherung. Teheran kündigte eine harsche Reaktion an.
Publiziert: 05:01 Uhr
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Propagandaplakat im Iran: Die UN-Sanktionen gegen das Land sind zehn Jahre nach dem Atomabkommen wieder in Kraft getreten.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • UN-Sanktionen gegen Iran nach gescheiterten Verhandlungen wieder in Kraft
  • Snapback-Mechanismus von Deutschland, Frankreich und Grossbritannien aktiviert
  • Iran besass vor israelischem Angriff über 400 Kilogramm Uran mit 60 Prozent Reinheit
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Knapp zehn Jahre nach dem historischen Atomabkommen mit dem Iran sind die UN-Sanktionen gegen das Land nach gescheiterten Verhandlungen wieder in Kraft getreten. Die Frist für eine Einigung zwischen Teheran und seinen Verhandlungspartnern Deutschland, Grossbritannien und Frankreich lief in der Nacht zum Sonntag um 2:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit ab.

Die nun wieder geltenden Strafmassnahmen umfassen unter anderem ein allgemeines Waffenembargo, ein Verbot weiterer Urananreicherungen sowie zahlreiche Sanktionen gegen Einzelpersonen und Organisationen zum Einfrieren von Geldern. Der Iran hatte für den Fall der Wiedereinsetzung der Massnahmen eine harsche Reaktion angekündigt.

Alte Sanktionen reaktiviert

Deutschland, Frankreich und Grossbritannien hatten Ende August den sogenannten Snapback-Mechanismus aktiviert. Er diente dazu, den Iran bei Nichteinhaltung seiner Verpflichtungen im Rahmen des Atomabkommens von 2015 wieder mit vorherigen Sanktionen belegen zu können. Die Europäer sind neben den USA, Russland und China Mitunterzeichner des Deals, der als Meilenstein der Diplomatie gilt.

Der Vertrag sah eine Begrenzung der iranischen Urananreicherung auf maximal 3,67 Prozent sowie eine strenge Überwachung vor, damit Teheran keine Atombombe erlangen konnte. Im Gegenzug sollten Sanktionen aufgehoben werden.

Trump kündigte Vertrag bereits 2018

US-Präsident Donald Trump war der Vertrag, der unter seinem von ihm verachteten Vorgänger Barack Obama ausgehandelt worden war, seit jeher ein Dorn im Auge. 2018 kündigte Trump die Vereinbarung einseitig auf. Zugleich liess er neue und härtere Sanktionen gegen den Iran verhängen.

Erhoffte Lockerungen und ein wirtschaftlicher Aufschwung blieben indes aus. Seitdem hatte Teheran seine Pflichten gemäss dem Abkommen zusehends missachtet. Seit Jahren bereits wird es faktisch nicht mehr umgesetzt. Teheran hat die Wiedereinführung der Sanktionen daher als illegitim kritisiert. Verhandlungen scheiterten.

400 Kilogramm angereichertes Uran

Laut einem Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA verfügte der Iran vor Beginn des israelischen Kriegs gegen das Land im Juni über mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent. Für den Bau von Atomwaffen wäre eine weitere Anreicherung auf einen Reinheitsgrad von mehr als 90 Prozent erforderlich. Wie viel von dem Material und den Kapazitäten des Irans nach den schweren Angriffen der USA und Israels im Juni noch übrig ist, bleibt derweil umstritten.

Die Sanktionen dürften für den Iran nach Einschätzung von Experten begrenzte wirtschaftlichen Folgen haben. Der Staat mit etwa 90 Millionen Einwohnern ist unter anderem bereits aufgrund von US-Strafmassnahmen ökonomisch stark angeschlagen.

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