In Budapest sind Ende Mai 27 Menschen ums Leben gekommen. Der Schock war auch in der Schweiz gross: Die verstorbenen Touristen wollten an jenem Tag den historischen Stadtteil der ungarischen Hauptstadt auf einem Donauer Ausflugsboot erkunden, als es mit dem Schweizer Schiff Viking Sigyn zusammenkrachte.
Die Justiz hat am Donnerstag den Kapitän des Schweizer Schiffs angeklagt. Dem 64-jährigen Ukrainer C. Yuriy wird vorgeworfen, wegen seinem Fehlverhalten und unterlassener Hilfeleistung mitverantwortlich in 35 Fällen zu sein.
Kapitän ist sich keines Fehlers bewusst
Der Ukrainer soll die Vorfahrt und den Mindestabstand missachtet haben. Zudem soll er beschleunigt haben, obwohl das kleinere Boot gut sichtbar war. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher: «Der Kapitän war unaufmerksam und konzentrierte sich minutenlang nicht auf die Fahrt.» Ihm drohen bis zu elf Jahre Haft.
Die Anwälte des Kapitäns sagen, dass er am Boden zerstört sei, er sei sich aber keines Fehlers bewusst. Die Schweizer Reederei Viking Cruises teilte unmittelbar nach dem Unfall mit, mit der ungarischen Justiz zusammenarbeiten zu wollen.
Ein Todesopfer wird immer noch vermisst
Zum Crash kam es abends um 21.05 Uhr. Der Kapitän eines anderen Schiffes, der das Unglück mitbekommen hat, berichtete damals der Zeitung «Blikk»: «Plötzlich schrie jemand: ‹Mann über Bord!› Dann fingen wir sofort an, die Passagiere aus dem Wasser zu ziehen. Einer meiner Kollegen brachte eine ältere Frau in Sicherheit.»
Unter den Todesopfern waren viele Südkoreaner, auch der Kapitän des Unglücks-Boots starb. Ihre Leichen wurden zum Teil erst nach mehreren Tagen gefunden. Ein Todesopfer gilt nach wie vor als vermisst.
Zehn Minuten später ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Das Boot lief innerhalb von 30 Sekunden mit Wasser voll. Die Einsatzkräfte benötigten Stunden, bis sie das Wrack lokalisieren konnten. (pma)