Die 35 Menschen an Bord der «Hableany» (Nixe) schippern gerade auf der Donau durch den historischen Stadtteil von Budapest, vorbei am beleuchteten Parlamentsgebäude, Richtung Margaretenbrücke – als es plötzlich kracht! Ein Passagierschiff donnert von hinten ins Touristenboot, drückt es zur Seite. Lässt es kippen. Wasser strömt in die Räumlichkeiten. Innerhalb von sieben Sekunden verschluckt der Fluss die Hablenay.
Auf dem Unglücksschiff befinden sich 30 südkoreanische Touristen mit drei Reiseleitern, sowie zwei ungarische Besatzungsmitglieder. Mindestes sieben Personen reisst die Hableany mit in den Tod. Sieben Personen können gerettet und ins Spital gebracht werden. Die übrigen 21 Personen gelten als vermisst. Unter ihnen ein sechsjähriges Mädchen und der Kapitän (58).
Wrack erst nach Stunden gefunden
Zum Crash kommt es am Mittwochabend um 21.05 Uhr. Der Kapitän eines anderen Schiffes, der das Unglück mitbekommen hat, erzählt der Zeitung «Blikk»: «Plötzlich schrie jemand: 'Mann über Bord!' Dann fingen wir sofort an, die Passagiere aus dem Wasser zu ziehen. Einer meiner Kollegen brachte eine ältere Frau in Sicherheit.»
Zehn Minuten später geht der erste Notruf bei der Polizei ein. Die Einsatzkräfte rücken aus, doch erst Stunden später können sie das Wrack lokalisieren.
Kapitän des Schweizer Schiffes festgenommen
Zeitgleich fahren Polizeiautos an einem Dock nahe der Unfallstelle vor. Die Beamten gehen an Bord des dort angelegten Schiffs «Viking Sigyn». Das 135 Meter lange Passagierschiff soll das 27 Meter lange Touristenboot versenkt haben. An ihrem Heck weht eine Schweizer Flagge, daneben steht in Grossbuchstaben der Name des Heimathafens: Basel.
Die Passagiere des Schweizer Kreuzers steigen an Land, machen den Beamten Platz. Sie alle kamen mit dem Schock davon, ihr Schiff nahm kaum Schaden: Einzig ein paar Kratzer am Bug der Viking Sigyn erinnern am Donnerstagmorgen an den tödlichen Crash. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, wurde der 64-jährige ukrainische Kapitän des Schweizer Schiffes von den ungarischen Behörden festgenommen. Die Polizei hatte ein Strafverfahren wegen Gefährdung mit massenhafter Todesfolge eingeleitet.
Die zuständige Reederei, die «Viking Cruises», stand bereits in der Vergangenheit in der Kritik: So hatte eines ihrer Schiffe im September 2016, ebenfalls auf der Donau, eine Brücke gerammt. Zwei Offiziere starben.
Am späten Donnerstagabend äusserte sich eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber BLICK: «Wir sprechen den von diesem tragischen Unfall Betroffenen unser tief empfundenes Beileid aus.» Auf dem Schiff von «Viking» sei niemand zu Schaden gekommen. «Wir haben und werden weiterhin uneingeschränkt mit den Behörden zusammenarbeiten, während sie ihre Untersuchungen durchführen», so die Sprecherin des Unternehmens weiter.
Tessiner Politiker wird Zeuge des Crashs
Ein Schweizer, der das Unglück in Budapest hautnah miterlebte, ist der Tessiner Lega-Grossrat Stefano Tonini (27). An jenem Abend unternimmt er eine Dinner-Fahrt auf der Donau. Gegenüber BLICK erzählt er: «Wir waren grad beim Dessert angekommen, da sahen wir die Wasserpolizei und am Ufer Streifenwagen und Ambulanzen mit Blaulicht.»
Man habe erzählt, dass es in etwa 200 Metern Entfernung zu einem Crash zwischen zwei Schiffen gekommen sei. «Wir mussten den Motoren ausschalten und die Scheinwerfer aufs Wasser richten», sagt er. «Am nächsten Tag sah ich eine Leiche im Fluss treiben. Es war schrecklich.»
Die Rettungskräfte setzen am Donnerstag noch alles daran, die Vermissten zu finden. Doch die Hoffnung schwindet. Die Donau ist mit 15 Grad bitterkalt. Die Strömung macht den Tauchern zu schaffen. Es gelingt ihnen nicht, zum Wrack vorzudringen. Die Behörden treffen am Nachmittag deshalb die Entscheidung, das Schiff mitsamt der Vermissten, die noch an Bord vermutet werden, zu bergen. Der Einsatz dauert am Donnerstagnachmittag noch an.
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