Zurich nimmt Abschied von Finanzchef Wauthier († 53)
«Warum Pierre, warum so?»

Zurich-Chef Martin Senn findet keine Erklärung für den Selbstmord seines Finanzchefs.
Publiziert: 06.09.2013 um 22:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:47 Uhr
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Die Trauergemeinde vor dem Zürcher Grossmünster.
Foto: Philippe Rossier/BLICK
Von Niklaus Vontobel

Die Doppeltürme des  Zürcher Grossmünsters ragen in den strahlend blauen Himmel. Es ist der letzte Sommertag des Jahres. Gestern kurz vor 14 Uhr betreten Mitarbeiter der Zurich-Versicherung durchs Hauptportal die Kirche. Präsident Tom de Swann (67) und CEO Martin Senn (56) huschen durch einen Nebeneingang hinein. Rund 500 Trauernde haben sich in der Kirche versammelt.

Die Witwe bleibt der Trauerfeier fern. Hat sich Fabienne Wauthier mit der Zurich überworfen? Konzernsprecherin Maeve Gallagher sagt: «Frau Wauthier hat diese Woche ihren Mann im engsten Familienkreis zu Grabe getragen. Sie ist unserer Einladung nicht gefolgt, was wir natürlich vollauf respektieren und verstehen.»

Die Orgel spielt Bach. Pfarrer Martin Rüsch wendet sich an die Trauernden: «Versuchen wir, das Unerklärliche etwas zu erhellen.» Doch es bleibt unerklärlich. Zurich-Chef Senn sagt kurz danach: «Wir werden nie genau wissen, was Pierre dazu brachte, seinem Leben ein Ende zu setzen.»

Senn erzählt. Noch vorletzte Woche weilte er mit Wauthier in London. Sie trafen Investoren, stellten das Halbjahresergebnis vor. Der Finanzchef war wie immer: «Ruhig, konzentriert, überzeugend.» Nun steht Senn im Grossmünster, und es bleibt ihm nur die Frage: «Warum Pierre? Warum jetzt? Warum so?» Und die Trauer: «Es ist unendlich traurig, dass sich Pierre in dieser Situtation für das Sterben entschied.»

Auch Josef Ackermann fehlt unter den Gästen. Wauthier hatte in einem Abschiedsbrief schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben. Ackermann habe ein aggressives Arbeitsklima geschaffen. Daraufhin trat der Präsident des Verwaltungsrats zurück.

Stunden vor der Trauerfeier brach Fabienne Wauthier erstmals ihr Schweigen. «Wir führten ein typisches Expat-Leben», sagte sie der Nachrichtenagentur Bloomberg. Sie seien viel herumgekommen und hätten in verschiedenen Ländern gelebt: «Wir waren uns gegenseitig wirklich eine Stütze.» Sie betonte, die Familie habe «keine Probleme» gehabt.

Ebenfalls mit Bloomberg sprach Wauthiers Tochter: «Er war ein grossartiger Vater. Er war nicht immer zu Hause, aber wenn er da war, war er ein gross­artiger Vater.»

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