Schweizer Anwalt verdächtigt
Hunderte Millionen Franken für Russen gewaschen

Die russische Versicherung Rosgosstrakh verlor in den letzten Jahren Hunderte Millionen Franken durch illegale Machenschaften. Mittendrin ein Schweizer Anwalt, berichtet die «NZZ». Die Zürcher Staatsanwaltschaft ermittelt, der Versicherung geht das aber zu langsam.
Publiziert: 07.03.2019 um 05:39 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2019 um 08:14 Uhr
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Der Hauptsitz des russischen Versicherers Rosgosstrakh. Die Firma verlor in den letzten Jahren Hunderte Millionen durch Betrüger – mittendrin ein Schweizer Anwalt.
Foto: Wikipedia

Vom russischen Unternehmen Rosgosstrakh wurden in den letzten Jahren über Hundert Millionen Franken abgezweigt. Dabei hat sich die eigene Führung mit dem Geld bedient: Danil Chatschaturow, von 2002 bis 2016 Konzernchef des Versicherungsdienstleisters, soll gemeinsam mit anderen Führungsmitgliedern Millionen abgezogen haben. Dies auch mit Hilfe eines Schweizer Anwalts, wie die «NZZ» berichtet

Das System funktionierte demnach so: Rosgosstrakh schloss mit dem Anwalt, der einen Versicherungsbroker betrieb, Kundenpolicen ab. Diese wiesen aber eine viel zu hohe Deckung auf. Die Versicherung zahlte dafür eine überteuerte Prämie, die laut Rosgosstrakh rund hundertmal so hoch gewesen sein soll, wie es für entsprechende Leistungen üblich ist. Der Schweizer Anwalt kaufte mit einem kleinen Teil des Geldes in Grossbritannien normale Rückversicherungspolicen ein und schickte diese an Rosgosstrakh. Die restlichen 99 Prozent der Prämieneinnahmen sollen abgezweigt und über verschiedene Kanäle gewaschen worden. Das Geld landete wohl wieder bei Rosgosstrakh, berichtet die «NZZ». 

Zürcher Staatsanwaltschaft arbeitet langsam

Aufgeflogen ist der Deal erst letztes Jahr, als die Versicherung von der Notenbank hatte gerettet werden müssen. Daran sollen aber nicht nur die abgezweigten Gelder, sondern auch eine wenig kompetente Führung – Chatschaturow hatte vor seinem Engagement bei Rosgosstrakh kaum Erfahrung im Versicherungsgeschäft – verantwortlich gewesen sein. 

Dennoch will die Versicherung die abgeflossenen Gelder zurück und reichte vor rund einem Jahr Strafanzeige bei der Zürcher Staatsanwaltschaft gegen Unbekannt in. Geschehen ist seither nichts, wie die Versicherung der Zeitung berichtet: «Trotz wiederholter und dringlicher Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft ist noch kein Fortschritt feststellbar», wird der CEO von Rosgosstrakh zitiert. Die Zürcher Staatsanwaltschaft bestätigt, dass ein Verfahren eingeleitet wurde. Aufgrund der Komplexität des Falls hätten aber zusätzliche Unterlagen verlangt werden müssen.  Zudem sei die Gerichtsstandsfrage noch nicht geklärt. (vof)

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