Zu Besuch bei den Abzockern
Hier stecken die UBS-Boni drin!

Jahrelang kassierten Ospel und Co. Millionenboni. Statt das Geld zurückzugeben, machen die Banker jetzt Luxusferien und bauen ihre Villen um.
Publiziert: 19.10.2008 um 10:56 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:03 Uhr
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Von Silvana Guanziroli, Beat Kraushaar und Roman Seiler

Protzig, hermetisch abgeriegelt und kameraüberwacht thront die Prunkvilla von Marcel Ospel (58) am Hügel des Steuerparadieses Wollerau SZ. Hier wollen wir den Ex-Konzernchef der UBS fragen, wie viel er von seinen rund 130 Millionen Franken Boni (siehe Box) zurückzahlen will, die er in seiner zehnjährigen UBS-Zeit verdient hat. Aus der Gegensprechanlage meldet sich eine Frauenstimme: die Haushälterin. «Herr Ospel ist nicht hier», sagt sie. Auf die Frage, wann er heute denn nach Hause komme, antwortet sie: «Gar nicht, er ist in den Ferien.» Danach bleibt die Gegensprechanlage stumm.

Nur ein paar hundert Meter weiter liegt das Terrassenhaus von Marco Suter (50). Er war Mitglied der UBS-Konzernleitung, Vizepräsident des Verwaltungsrates und Finanzchef. Bis zu seinem Abgang im August erhielt er über 20 Millionen Franken Boni. Wir klingeln ein Mal, zwei Mal. Die Überwachungskamera nimmt uns ins Visier. Doch die Tür bleibt verschlossen – und Marco Suter eine Antwort schuldig.

Von Wollerau gehts an die Zürcher «Goldküste». Ein grosser Teil der UBS-Boni-Abzocker lebt hier standesgemäss. Die Luxusvilla mit Seesicht von Stephan Haeringer (61) liegt am Waldrand von Küsnacht. Haeringer war vollamtlicher Vizepräsident des Verwaltungsrates. Diesen Monat musste er zurücktreten.

Rund 40 Millionen Franken an Boni hat er eingeheimst. Hinter dem eisernen Tor sind Gärtner mit der Pflege des riesigen Umschwungs beschäftigt. Auf unser Klingeln hin tritt die Haushälterin ans Tor. Wir geben uns als Journalisten zu erkennen. Sie blickt böse und sagt: «Der Chef ist im Ausland. Sie gehen jetzt besser.»

In der Nachbargemeinde Erlenbach wohnt Walter Stürzinger (53), seit 2005 UBS-Konzernleitungsmitglied. Sein Bonus-Verdienst: 15 Millionen Franken. Die Villa ist eine einzige Baustelle. «Herr Stürzinger baut gerade um und an», klärt uns ein Arbeiter auf. Zu Hause ist niemand.

Wir machen einen Abstecher nach Aarau. Hier lebt UBS-CEO Marcel Rohner (44). Auch er baut gerade seine Villa um. Seit 2002 erhielt er rund 40 Millionen Franken Boni. Da kann er auch verschmerzen, dass er 2007 freiwillig darauf verzichtet und dieses Jahr «nur» das Basissalär von geschätzten zwei Millionen Franken erhält. In der Sendung «Arena» des Schweizer Fernsehens nimmt Rohner Stellung. Es gebe Gespräche über Rückzahlungen. «Diese sind vertraulich. Die Ergebnisse werden im Kompensationsbericht der UBS veröffentlicht. Am Schluss müssen die Leute für sich selbst entscheiden», sagt Rohner.

Während die Sendung aufgezeichnet wird, versuchen wir in Herrliberg weiter unser Glück: bei Peter Kurer (59), dem heutigen UBS-Präsidenten. Um die 20 Millionen Franken Boni hat er seit 2001 erhalten. Dass er letztes und dieses Jahr keinen bekommt, kann er deshalb locker verkraften. Wir klingeln an der Haustür. Kurers Ehefrau öffnet und sagt freundlich: «Mein Mann ist nicht zu Hause. Er arbeitet in letzter Zeit rund um die Uhr. Auch heute wird es wieder sehr spät.»

Unterdessen ist es Abend geworden. Unser letzter Besuch gilt Ex-UBS-Chef Peter Wuffli (50) in Egg ZH. Er scheffelte bis 2006 rund 100 Millionen Franken Boni. Durch das Fenster sehen wir ihn in einem kleinen Büro am Computer sitzen. Bevor er auf unser Klingeln die Tür öffnet, schaut er vorsichtig aus dem Fenster, wer draussen steht.

Wir wollen von ihm wissen, ob er seine Boni zurückzahlt. «Dazu will ich mich nicht äussern», sagt er. Wir haken nach – vergebens.

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