Vier Tage lang feilschten die Verwaltungsräte der schweizerischen Holcim und der französischen Lafarge um die Fusion der beiden Zementkonzerne zu einem globalen Schwergewicht mit 50 Milliarden Franken Marktkapitalisierung, rund 28 Milliarden Franken Umsatz und über 100 000 Mitarbeitern. Seit Grossaktionäre das anvisierte hälftige Umtauschverhältnis als zu mager für Holcim taxierten, war Sand im Getriebe. Mehr noch: An den hektischen Meetings während dieser Woche in Paris kristallisierte sich immer stärker heraus, dass dem Deal eine Fundamentalopposition drohte – aus unzufriedenen Aktionären und Kritikern aus dem Management der Schweizer.
Und die Zielscheibe der Widerständler hatte einen Namen: Bruno Lafont, Chairman und CEO von Lafarge und designierter CEO des fusionierten Zementriesen. Der machtbewusste Franzose, Absolvent zweier Elitehochschulen des Landes, musste feststellen, dass aus dem Kreis der Opponenten scharf gegen seine Person geschossen wurde. «Napoleonische Züge» zeige der designierte CEO, titelte die gewöhnlich zurückhaltende NZZ und schrieb gar von einer «Präpotenz Lafonts».
Das brachte Bruno Lafont in ein fürchterliches Dilemma: Der Mann, der die Fusion unbedingt wollte, sah sich plötzlich in die Rolle des Deal-Killers gedrängt. Am vergangenen Donnerstag, spät in der Nacht, lenkte Lafont ein, verzichtete von sich aus auf den vertraglich zugesicherten CEO-Posten und begnügte sich stattdessen mit dem Co-Präsidium an der Seite des heutigen Holcim-Präsidenten Wolfgang Reitzle.
«Ich musste mich fragen», meinte Lafont am Freitagmorgen zu BLICK, «was ist zu tun, um diesen anspruchsvollen Merger zwischen Lafarge und Holcim zum erfolgreichen Abschluss zu bringen?» Mehr noch: «Fragen über Personen und Funktionen dürfen eine Fusion wie diese nicht blockieren oder verunmöglichen.» Das klingt abgeklärt und zeigt: Bruno Lafont ist über seinen Schatten gesprungen.
Für Holcim-Grossaktionär Thomas Schmidheiny ist das eine gute Nachricht. Auch er wollte diese Fusion unbedingt. Seit er in den 1980er- Jahren den Holderbank-Konzern geerbt und diesen in den 1990er-Jahren internationalisiert hatte, suchte er einen Weg, das Erbe nach vier Generationen in eine globale Dimension einzubringen. Nun hat Bruno Lafont dazu Hand geboten.