Zalando, Amazon & Co verschärfen Preiskampf
Schweizer Detailhandel wird weiter unter Konkurrenz aus dem Ausland leiden

Die Expansion der ausländischen Detailhandels-Riesen gräbt der Schweizer Konkurrenz weiter das Wasser ab. Denn die Preisdifferenz zum Ausland bleibt gross. Die Konsumenten hierzulande profitieren vom Preisdruck. Sie kriegen auch dieses Jahr mehr für ihr Geld.
Publiziert: 08.01.2019 um 13:00 Uhr
|
Aktualisiert: 08.01.2019 um 19:29 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/8
Der US-Online-Riese Amazon bedrängt den Schweizer Detailhandel vor allem im Non-Food-Bereich.
Foto: AP
Claudia Gnehm

Trotz brummender Wirtschaft ist der Schweizer Detailhandel letztes Jahr weiter unter die Räder gekommen. Zwar fressen die Online-Giganten Zalando und Amazon auch in anderen Ländern den heimischen Anbietern Marktanteile weg. Doch wegen des hohen Preisniveaus in der Schweiz leiden die hiesigen Detailhändler viel stärker als anderswo. Gegenüber Deutschland lag 2018 der Preisaufschlag des Warenkorbs in der Schweiz bei satten 40 Prozent, wie der «Retail Outlook 2019» der Ökonomen der Credit Suisse zeigt.

Dass sich für Schweizer Konsumenten der Internet-Einkauf ennet der Grenze lohnt, zeigt sich an den wachsenden Marktanteilen der ausländischen Online-Giganten Zalando und Amazon. Der deutsche Zalando dürfte seine Umsätze 2018 hierzulande auf 800 Millionen Franken gesteigert haben, sagte CS-Detailhandelsexperte Sascha Jucker heute an einer Präsentation. Das entspricht einem Marktanteil von knapp 10 Prozent. Bei Amazon geht der Experte von einem Schweizer Umsatz von 575 Millionen Franken im Jahr 2017 aus. Amazons Marktanteil am Non-Food-Onlinehandel betrug demnach 7,5 Prozent. Bei der chinesischen Aliexpress geht man von einem Umsatz von unter 200 Millionen Franken aus.

Discounter auf Überholspur

Die Schweizer Detailhändler werden nicht nur wegen der Auslandskonkurrenz im Internet weiter unter Druck kommen. Auch die deutschen Discounter Aldi und Lidl bauen ihre Marktposition auf Kosten der etablierten Grossverteiler rasant aus. Hatten die Discounter im Jahr 2005 erst einen Marktanteil von 6 Prozent am Schweizer Lebensmittelhandel, waren es 2017 bereits 16 Prozent, wie Retailexperte Martin Hotz von Fuhrer & Hotz erklärt. «Der Preisdruck hilft den Discountern Aldi und Lidl, ihren Einfluss auszubauen», führt Hotz aus. Der Preis habe als Marketinginstrument einen viel wichtigeren Stellenwert erhalten.

Gleichzeitig haben sich die deutschen Discounter in den Augen der Konsumenten als absolute Preisführer etabliert. Bis 2005 hatte die Migros aus Konsumentensicht die günstigsten Preise. Inzwischen sieht über die Hälfte der Konsumenten die deutschen Discounter als Preisführer. Nur noch 22 Prozent finden die Migros am billigsten. 

Für den Schweizer Detailhandel insgesamt erwarten die CS-Ökonomen nach einem mickrigen Wachstum von 0,4 Prozent im letzten Jahr für dieses Jahr erneut ein Dümpeln bei 0,6 Prozent Wachstum. «Besonders für die Modebranche war das letzte Jahr zum Vergessen», ergänzt Hotz. Der Bekleidungsdetailhandel brach wegen des Wetters, aber auch wegen der starken Auslandskonkurrenz um 9 Prozent ein. Die Modeverkäufe bleiben ein Bremsklotz und dürften auch dieses Jahr zu einem leichten Rückgang (minus 0,3 Prozent) des Non-Food-Umsatzes führen. Im Food-Bereich erwarten die Ökonomen ein leichtes Wachstum – nicht zuletzt, da der Lebensmittelverkauf weniger unter der ausländischen Online-Konkurrenz leidet.

Mehr Ware fürs Geld

Die Intensivierung des internationalen Wettbewerbs sei für den Detailhandel die grösste Herausforderung, sagt Hotz. Aber auch die stationäre Konkurrenz ennet der Grenze ist nicht zu unterschätzen. «Einkaufstourismus ist nicht tot, sondern hat sich die letzten drei Jahre stabilisiert», erklärt Jucker. Allerdings auf hohem Niveau. Im Jahr 2015 wurden die Auslandseinkäufe von Schweizern vor Ort auf 8 Milliarden Franken geschätzt. Er gehe seither nicht von einem Rückgang aus, so Jucker.

Eine gute Nachricht für die Konsumenten: «Sie können sich angesichts des anhaltenden Preisdrucks dieses Jahr auf eine höhere Kaufkraft freuen», schätzt Jucker. Nur für die Detailhandelsangestellten gibt es keinen Grund zum Aufatmen. Ende 2018 arbeiteten noch knapp 234'000 Personen im Detailhandel – das sind rund 16'000 Personen weniger als vor zehn Jahren. Allein im letzten Jahr nahm die Zahl der Detailhandelsangestellten um drei Prozent ab, während sie in den meisten westeuropäischen Ländern zulegen konnte.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.