«Wir bluten aus»
Das Überleben von Airbus steht auf dem Spiel

Die Corona-Krise trifft die Luftfahrt hart. Der grösste europäische Flugzeugbauer ist in Not, die Zukunft von über 100'000 Angestellten in der Schwebe.
Publiziert: 27.04.2020 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2020 um 11:08 Uhr
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Flotte am Boden: Die Luftfahrt leidet unter der Corona-Krise.
Foto: keystone-sda.ch

Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat eine düstere Bewertung der Auswirkungen der Corona-Krise abgegeben. Konzernchef Guillaume Faury forderte die rund 135'000 Mitarbeiter des Konzerns auf, sich für Stellenstreichungen und drastische Sparmassnahmen zu wappnen.

Das Überleben von Airbus stünde auf dem Spiel, falls der Konzern keine Massnahmen ergreife, erklärte Faury in einer internen Mitteilung an die Belegschaft, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt und über die Bloomberg zuerst berichtete.

«We're bleeding cash», heisst es in diesem Memo ganz unmissverständlich. Zu deutsch: «Wir bluten aus.» Und zwar «in nie dagewesenem Tempo». Die Existenz der Gesellschaft sei gefährdet.

Ziele gekürzt

Der Flugzeugbauer hat mit der Umsetzung von staatlich unterstützten Programmen begonnen. Rund 3000 Arbeitnehmer sind in Frankreich beurlaubt. «Aber wir müssen jetzt möglicherweise weitreichendere Massnahmen planen», sagte Faury.

Um den Zahlungsmittelabfluss zu begrenzen, kündigte Airbus in diesem Monat an, die Produktion von kleineren Modellen um ein Drittel auf 40 Jets pro Monat zu reduzieren. Ausserdem wurden die Ziele für grössere Jets gekürzt: Die Produktion von Grossraumflugzeugen wird um bis zu 42 Prozent zurückgefahren.

«Mit anderen Worten, in nur wenigen Wochen haben wir etwa ein Drittel unseres Geschäfts verloren», schrieb Faury in dem Brief. «Und, ehrlich gesagt, das ist nicht einmal das Worst-Case-Szenario, dem wir uns vielleicht stellen müssen.»

Dividende gestrichen

Der Konzernchef sagte, dass der neue Produktionsplan so lange in Kraft bleiben würde, bis eine gründlichere Bewertung der Nachfrage möglich sei. Faury geht dabei von einem Zeitraum von zwei bis drei Monaten aus. Noch sei es zu früh, um die Auswirkungen des Coronavirus auf die Luftfahrtbranche sowie das Tempo einer Markterholung umfassend zu beurteilen. Airbus äusserte sich nicht zur internen Mitteilung.

Ende März hatte Airbus bereits mitgeteilt, ohne Staatshilfe durch die Krise kommen zu wollen. Der Konzern wollte sich mit einer zusätzlichen Kreditlinie über zehn Milliarden Euro und einer Streichung der Dividende wetterfest für den drastischen Einbruch der Luftfahrt und drohende Pleiten von Fluggesellschaften machen.

Airbus ist einer der wichtigsten Player im gesamten Flugzeugmarkt. Das Unternehmen dominiert, zusammen mit Boeing, den globalen Markt. Die Swiss gehört zu den Grosskunden. Von einer Pleite wäre sie direkt betroffen. Das Unternehmen spielt eine essentielle Rolle bei der Flottenerneuerung. (sda/ise)

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