Darum gehts
- Wildcamping sorgt für Ärger, Gemeinden ergreifen Massnahmen gegen unerlaubtes Übernachten
- Touristische Wertschöpfung bei Campern geringer als bei Hotelgästen
- Wildcamper verursachen nur Kosten
Nach ein paar regenreichen Wochen ist der Sommer in der Schweiz voll zurück: Auf den drei Alpenpässen Nufenen, Grimsel und Furka herrscht Hochbetrieb. Die Leute zieht es in die kühleren Berge. Das zeigt auch die grosse Zahl an parkierten Campern. Die Hotelbetriebe verdienen an den Wohnmobilen etwas dazu. Doch wer die Pässe am späten Abend hochfährt, passiert an den Ausweichstellen auch zahlreiche Wildcampierer, die der Region kaum oder gar keine Einnahmen bringen.
Ferien im Wohnmobil boomen nach wie vor. Doch sie sind nicht überall willkommen. Besonders dann nicht, wenn sie ihn ihrem Wohnmobil abseits von offiziellen Stellplätzen übernachten. «Es gibt immer Unbelehrbare, die ihren Wohnwagen irgendwo hinstellen», sagt Patric Zimmermann (46), Präsident der Gemeinde Obergoms.
Obergoms setzt auf Tafeln und Steine
Das Tourismusbüro hat berechnet, dass der Destination durch Wildcampieren in der Sommersaison fast ein 6-stelliger Betrag an direkter Wertschöpfung entgeht. Deshalb hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit Obergoms Tourismus und dem Kanton Wallis einige Tafeln mit einem QR-Code aufgestellt, damit die Camper zumindest digital die Kurtaxe bezahlen. Die Bezahlung berechtigt jedoch nicht zum Übernachten an verbotenen Standorten. Camper sollen, wenn immer möglich, die offiziellen Stell- und Campingplätze nutzen. «Die Tafeln bringen tatsächlich etwas ein», so der Gemeindepräsident.
An Stellen, wo man keine Camper haben will, hat man zudem Steine platziert. Doch weiter will Zimmermann nicht gehen. «Wir wollen kein Parkplatzreglement einführen und die Einheimischen, Touristen und Zweitwohnungsbesitzer mit zusätzlichen Abgaben belasten», sagt er.
Camper für Randregionen wichtig
Die touristische Wertschöpfung bei Campern ist auch auf Campingplätzen und Stellplätzen deutlich geringer als bei Hotelgästen. «Schlechtere Touristen gibt es nicht», schreibt die «NZZ am Sonntag» deshalb in ihrer aktuellen Ausgabe. Viele Camper würden ihr Essen selbst mitbringen oder kaufen im Supermarkt ein. In den örtlichen Restaurants und im übrigen Gewerbe bleibe dadurch wenig hängen. Für Randregionen sind die Camper aber trotzdem wichtig, wie Zimmermann betont. So seien die beiden Campingplätze in der Gemeinde derzeit gut besucht. Die Camper sieht er als touristische Ergänzung und nicht als schlecht zahlende Gäste.
Der anhaltende Wohnmobil-Boom führt dazu, dass immer mehr Gemeinden regulierend eingreifen: In der Nachbargemeinde Goms VS haben Wildcampierer in den letzten Jahren mit Littering und ihrer Notdurft im Freien für einigen Ärger bei Hoteliers und bei der Gemeinde gesorgt. «Wir haben daraufhin unsere Reglemente angepasst und Tafeln für Fahrverbote und Nachtparkverbote aufgestellt», sagt Gemeindepräsident Gerhard Kiechler (60). So hat die Gemeinde ein Instrument, um regelmässig Stichproben durchzuführen und Fehlbare zu büssen. «Die Probleme haben seither stark abgenommen.»
Appenzell Innerrhoden hat auch reagiert
Kiechler sind Wildcampierer ein Dorn im Auge: «Sie beteiligen sich nicht an Kosten für Wasser, Abwasser oder Abfallgebühren», sagt er. «Zudem ist es auch unfair gegenüber den Campingplätzen, welche die nötige Infrastruktur wie Sanitäranlagen bieten.»
Die Regierung des Kantons Appenzell Innerrhoden hat in diesem Sommer ebenfalls Einschränkungen für Campingtouristen eingeführt. Auch, weil das Wildcampieren im Alpstein ein immer grösseres Ausmass angenommen hat. So dürfen Camper nur noch auf ausgewiesenen Stellplätzen übernachten.