Es dürfte die wohl kürzeste Verhandlungsrunde des Jahres gewesen sein: Nach gerade mal elf Minuten soll die Delegation des Weltkonzerns Mondelez am Montag in der Toblerone-Fabrik in Bern-Brünnen den Raum verlassen haben, teilt die Gewerkschaft Unia mit. Der Traum von einer Reallohnerhöhung für die gesamte Belegschaft schmilzt damit dahin, wie eine Toblerone unter der Sonne.
Der Konzern verzichtet auf weitere Verhandlungen, wie er den Vertretern der Fabrik-Angestellten vor Ort mitgeteilt hat. Diese konnten an der vierten Verhandlungsrunde nur noch verdattert hinterherschauen. «Daran merkt man, wie wenig die Arbeiterinnen und Arbeiter dem Konzern wert sind», so der Unia-Verhandlungsleiter Johannes Supe.
Mondelez erhöht Lohn rückwirkend ab April
Bei Mondelez sieht man keinen Grund für weitere Gespräche. «Wir sind trotz intensiven Bemühungen leider nicht zu einem gemeinsamen Abschluss gekommen», schreibt eine Mediensprecherin des US-amerikanischen Lebensmittelkonzerns auf Anfrage von Blick. Unter Berücksichtigung von verschiedenen Faktoren erhöhe man nun im branchenüblichen Rahmen die Löhne der Beschäftigten am Standort Bern rückwirkend zum 1. April. Wie viel das ist, lässt Mondelez offen.
Zum Abbruch der Verhandlungen dürfte aber sicher beigetragen haben, dass die beiden Lager bei ihren Positionen nach wie vor sehr auseinanderliegen. Mondelez erhöhte das Angebot für individuelle Lohnerhöhungen am Montag ein letztes Mal auf 1,8 Prozent. Das liegt deutlich unter der Teuerung von 2,9 Prozent im März. Die Angestellten der Toblerone-Fabrik fordern ihrerseits sechs Prozent für alle.
Arbeitsbelastung steigt, Reallohn sinkt
Damit wollten sie die Teuerung und die höheren Prämien der Krankenkassen ausgeglichen haben – und obendrauf noch eine Reallohnerhöhung für die höhere Belastung erhalten. Die Schoggi, die sie produzieren, ist heiss begehrt. Die Fabrik stösst an ihre Kapazitätsgrenze und hat kürzlich auf einen Vier-Schicht-Betrieb umgestellt.
«Die Maschinen laufen nun sieben Tage die Woche», sagte Fabrikarbeiter Urs Brunner (52) jüngst zu Blick. Das habe Folgen für die Angestellten: kaum mehr freie Wochenenden, ständige Wechsel zwischen Früh-, Spät- und Nachtschicht. Man könne sein Privatleben kaum noch planen. Zudem sei die gesundheitliche Belastung gross.
Die Gewerkschaft Unia verlangt darum weitere Verhandlungen und hat dem internationalen Lebensmittelkonzern bereits eine Einladung zu einer weiteren Verhandlungsrunde gesandt.
Knallharte Verhandlungen wegen Margen-Einbruch?
Doch der Lebensmittelkonzern will seine Kosten reduzieren. Trotz wachsendem Umsatz ist der Reingewinn im letzten Jahr um 1,6 Milliarden Dollar gesunken. Die Marge tauchte von 14,97 Prozent auf 8,63 Prozent ab. Das liegt vor allem an der Teuerung, die Mondelez nur teilweise auf die Verkaufspreise abwälzen kann.
Ab Herbst stellt die Snack- und Süsswarenfirma zudem die Toblerone-Produkte im 35-Gramm- und 50-Gramm-Format in der slowakischen Hauptstadt Bratislava her. Wegen der teilweisen Verlagerung der Produktion ins Ausland muss dann auch das Matterhorn auf der Verpackung einem fiktiven Berg weichen. Das dürfte die Verhandlungsposition des Schweizer Standorts kaum gestärkt haben. Dieser scheint aber bis auf weiteres gesichert: Mondelez baut auch in Bern-Brünnen aus.