Nächster Schock für den Schweizer Nationalbank-Chef Thomas Jordan (57). Das US-Finanzministerium wird die Schweiz wohl bald auf die Liste der geächteten Währungsmanipulatoren setzen, wie UBS-Ökonom Alessandro Bee heute gegenüber «Bloomberg» sagt.
Bereits seit Mitte Januar befindet sich die Schweiz unter Beobachtung. Grund sind die Milliarden von Euros und Dollars, die die Schweizerische Nationalbank (SNB) zur Abwertung des Frankens kauft. Anfang Mai sass sie auf Fremdwährungen im Wert von 800 Milliarden Schweizer Franken. Inzwischen dürfte dieser Wert weiter angestiegen sein.
Unfairer Handelsvorteil
Das passt den USA seit längerem nicht. Sie werfen der Schweiz vor, den Franken künstlich tief zu halten und sich so einen unfairen Handelsvorteil zu verschaffen. Gegen diesen Vorwurf wehrt sich die SNB vehement. Sie rechtfertigt ihre aggressive Währungskaufsstrategie mit der Export-Abhängigkeit der Schweizer Wirtschaft.
Das Finanzministerium der Regierung Trump hatte die Schweiz bereits von 2016 bis 2019 als Währungsmanipulator eingestuft – damals kam die Schweiz um wirtschaftliche Schäden herum. Trotzdem könnte eine erneute Aufnahme auf die Liste drastische Konsequenzen für die Handelsbeziehung zur grössten Volkswirtschaft der Welt haben.
Franken-Stabilität gefährdet
So könnten staatliche Beschaffungsaufträge verboten werden. Die USA könnte zudem eine Neuaushandlung des Handelsabkommens zwischen den beiden Ländern verlangen. «Vieles hängt jetzt von den diplomatischen Fähigkeiten der Schweizer Behörden ab», erklärt UBS-Ökonom Bee.
Und weiter: «Selbst ohne Konflikt, dürfte die Erfüllung aller Kriterien zu einer erhöhten Unsicherheit über die künftige Geldpolitik der SNB führen.» Und das könnte die zukünftige Stabilität des Frankens entscheidend schwächen. (ste)