Wegen Klimaschutz
Im Winter droht ein Mega-Stromdefizit

Der Schweiz droht wegen möglicher Klimamassnahmen und dem geplanten Atomausstieg laut einer neuen Studie der Forschungsanstalt Empa im Winter ein gigantisches Stromdefizit.
Publiziert: 07.07.2019 um 14:01 Uhr
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Aktualisiert: 07.07.2019 um 14:15 Uhr
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Aufladen eines E-Autos an einer Elektrotankstelle.
Foto: zvg

Setzt die Schweiz für den Klimaschutz verstärkt auf Wärmepumpen und E-Autos, dann hätte dies extreme Folgen, besagt eine brisante Studie der Forschungsanstalt Empa. «Im Winterhalbjahr würden uns gemäss unserer Studie 22 Terawattstunden Strom fehlen», erklärte Forscher Martin Rüdisüli von der Abteilung Urban Energy Systems der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in der «NZZ am Sonntag». Das sei eine enorm grosse Menge.

In den letzten Jahren lag das Defizit im Winterhalbjahr im Schnitt fünfeinhalb mal tiefer bei rund vier Terawattstunden. Im vergangenen Jahr produzierten alle Schweizer Kernkraftwerke zusammen knapp 25 Terawattstunden Strom. Die Forscher rechnen damit, dass der Strombedarf in der Schweiz um fast 25 Prozent wachsen wird.

Geht uns der Strom aus?

Um das Land klimafreundlicher zu machen, sollen Benzinautos durch Elektrofahrzeuge und fossile Heizungen durch Wärmepumpen ersetzt werden. Gleichzeitig plant das Land den Atomausstieg. Die Forscher gingen bei ihren Annahmen davon aus, dass die Schweizer 20 Prozent der gefahrenen Kilometer mit Elektroautos zurücklegen und 75 Prozent der Häuser mit Wärmepumpen beheizen.

Sie berücksichtigten dabei, dass der Wärmebedarf durch Gebäudesanierungen um rund 40 Prozent reduziert werden kann.

Zwar gebe es bereits Studien, die einen höheren Energiebedarf im Winter voraus­sagen, schreibt die «NZZ am Sonntag» weiter. Sie rechneten jedoch meist mit Durchschnittswerten. «Wir haben für die Energiesektoren Elektrizität, Wärme und Mobilität nun stundengenaue Verbrauchswerte herangezogen», erklärt Martin Rüdisüli. Im Bereich Wärme nutzten die Forscher Daten eines grossen Fernwärmeversorgers. Welcher dies ist, bleibt ungenannt. Dessen Zahlen würden detailliert zeigen, wann die Bewohner wie viel Energie für Heisswasser und Raumwärme benötigen.

Warum solche genauen Daten wichtig sind

Wärmepumpen zum Beispiel sind zwar sehr effizient. Aber ihre Effizienz verändere sich je nach Umgebungstemperatur, so die Zeitung. Sei es sehr kalt, benötige die Wärmepumpe eher mehr Energie. Sei es wärmer, weniger.

«Solche Effekte konnte die Empa-Studie dank ihrem hohen Detaillierungsgrad berechnen», heisst es im Bericht weiter. Auch bezog die Forschungsanstalt die zu erwartenden genauen Aufladezeiten der Elektroautos mit ein. Die Studie traf verschiedene Annahmen. Zum Beispiel: Atomkraftwerke würden in der Schweiz ausschliesslich durch Solarenergie ersetzt.

Die Forscher ziehen laut «NZZ am Sonntag» aus der Studie vor allem einen Schluss. «Es gibt keine Patentlösung für den Umbau des Energiesystems. Wir dürfen die verschiedenen Energiesektoren nicht gegeneinander ausspielen», sagt Martin Rüdisüli. (uro/SDA)

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