Die Schweiz ist eine Hochpreisinsel – doch fast sieben Franken für ein 0,75-Liter-Wasserfläschchen? Kaum vorstellbar, aber Realität im Boardingbereich des Flughafens Zürich.
Hat man die Sicherheitskontrolle einmal passiert, gibt es keine Supermärkte wie Coop und Migros mehr. Der Fluggast ist der Willkür weniger Geschäfte ausgeliefert. Sie können mehr verlangen, weil sie nicht dem Wettbewerb wie vor der Sicherheitskontrolle ausgesetzt sind.
Ein Passagier, der am Mittwoch von Zürich nach Frankfurt flog, hat deshalb auf Twitter seinem Ärger Luft gemacht: «6.70 Franken für eine Flasche Wasser? Im Coop kostet dies weniger als einen Franken», schreibt er sichtlich erstaunt über die Preise im Caffè Ritazza beim Gate A85 – dem hintersten im Terminal A.
Zum Vergleich: Im Supermarkt kostet das Sixpack Vittel 5.70 Franken! Ein einzelnes Fläschchen kostet weniger als einen Franken.
BLICK fragte beim britischen Unternehmen SPP nach. Zu diesem gehören das Caffè Ritazza und mindestens zehn weitere Verpfleger am Flughafen Zürich. Doch Antworten gab es bis jetzt keine. Auch E-Mails bleiben unbeantwortet.
Flughafen Zürich ist sich des Problems bewusst
Auch beim Flughafen Zürich drückt man sich um eine klare Stellungnahme. Man scheint sich aber der Problematik bewusst zu sein. Denn laut Sprecherin Jasmin Bodmer sind alle Preise für Wasser auf der Land- und Luftseite geprüft worden. Trotzdem bleiben die grossen Preisunterschiede bestehen: Zahlt man im Kiosk für eine 0,5-Liter-Flasche Mineralwasser 1.50 Franken, sind es im Restaurant 6.90 Franken für dieselbe Menge.
Deshalb rät sie: «Die günstigste Methode ist es, ein leeres Fläschchen mitzunehmen und Wasser an einem der Trinkbrunnen oder Wasserhahnen auf den Toiletten kostenlos aufzufüllen.»
«Reinste Abzocke»
Die Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, Sara Stalder, sieht es weniger locker als die Flughafensprecherin: «6.70 Franken für ein kleines Wasser sind reinste Abzocke», sagt sie zu BLICK.
Sie findet, die Geschäfte am Flughafen Zürich nutzten die Situation der Wartenden schamlos aus: «Die Betriebe am Flughafen Zürich müssen wahrscheinlich hohe Mieten zahlen, weshalb sie überteuerte Preise verlangen müssen.»
Es gebe aber leider keine Möglichkeiten oder Bestimmungen, um dies einzuschränken, da Wettbewerb herrsche. «Dieser ist in diesem Fall aber überhaupt nicht frei, weil es nur wenige Anbieter auf dem Areal gibt», so Stalder. Das Bundesamt für Wirtschaft und das Bundesamt für Luftfahrt müssten die Sache unter die Lupe nehmen, fordert sie deshalb.
Versuche in der EU
Dass diese Problematik nicht nur die Schweiz betrifft, zeigen Bemühungen der EU-Kommission aus dem Jahr 2015. Die damals zuständige EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc forderte Wasserfläschchen für einen Euro im Sicherheitsbereich der Flughäfen, nachdem diverse Flughafenbetreiber eine entsprechende Initiative gestartet hatten.
Das Projekt machte zunächst gute Fortschritte, wurde aber nur von wenigen Flughäfen umgesetzt. Eine gesetzliche Regelung wurde von der EU-Kommission allerdings auch nicht angestrebt.