Warum das sogar hygienischer ist
Keine Händschli in der Produktion von Hug-Guetsli

In der Guetsli-Fabrik der Traditionsfirma Hug wird ohne Handschuhe gearbeitet. Was die Firma dazu sagt. Und was die kantonale Lebensmittelkontrolle dazu meint.
Publiziert: 11.02.2020 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2020 um 10:40 Uhr
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Die Situation bei Hug: Arbeiterinnen ohne Handschuhe beim Abfüllen von Dar-Vida-Crackern.
Foto: Keystone

Das Bild ist eindeutig: Zwei Arbeiterinnen legen Dar-Vida-Cracker in eine Schiene bei der Hug-Fabrik im luzernischen Malters. Auf dem Kopf: ein Haarnetz. Am Körper: ein weisses Shirt. An den Händen: nichts. Die Arbeiterinnen tragen keine Handschuhe.

Ist das vertretbar? Durchaus. Das sagen sowohl die Firma als auch die kantonale Lebensmittelkontrolle. Das Lebensmittelgesetz schreibt lediglich vor: Wer mit Lebensmitteln umgeht, muss dafür sorgen, dass diese durch den Umgang in hygienischer Hinsicht nicht beeinträchtigt werden.

«Dies kann auf verschiedene Arten geschehen», meint der Luzerner Kantonschemiker Silvio Arpagus. Es handle sich dabei um eine Risikobeurteilung, welche auch die Beschaffenheit der Produkte und die Herstellungsprozesse einbezieht. «Im Rahmen unserer Inspektionen kontrollieren wir diese Punkte», so Arpagus.

Entsprechend äussert sich auch Hug-Sprecherin Irene Bühlmann. Demnach gibt es keinen Imperativ zu Handschuhen. Es herrscht sogar ein Streit darum, was aus hygienischer Sicht besser ist: Händschli oder die blutte Hand. Bei Hug gelte jedenfalls die Devise: «Lieber sauber, regelmässige gewaschene Hände als schmutzige Handschuhe.»

Händschli als mögliches Problem

Wichtig in diesem Zusammenhang: Hug produziert trockene, langhaltbare Ware. Dies bedeutet, dass sich auf den Produkten wegen der fehlenden Feuchtigkeit keine Keime vermehren können.

«Das darf man auf keinen Fall mit der Milch- oder Fleischbranche verwechseln», sagt Bühlmann. Dort würde jede Kontamination «innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen» das Lebensmittel verderben und dadurch eine Gesundheitsgefahr für den Konsumenten darstellen.

Es gibt diverse Studien zum Thema. Demnach können Handschuhe ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln. Als Folge werden sie viel zu wenig gewechselt. Das Kontaminationsrisiko steigt. Derartiges Verhalten sieht man oft an der Lebensmitteltheke, wenn sich Mitarbeitende am Kopf kratzen, Geld entgegennehmen oder die Waage bedienen.

Wenn die Gesundheit gefährdet ist

Eine weitere Studie zeigt: Handschuhe vermindern das Gefühl für Schmutz. Die Mitarbeiter können nicht abschätzen, wie dreckig ihre Hand wirklich ist. Das heisst im Umkehrschluss: Ohne Handschuhe herrschen bessere hygienische Bedingungen.

Und warum hat Hug den Händschli den Schuh gegeben? «Die Mitarbeitenden auf dem Bild stehen während einer Acht-Stunden-Schicht an der Anlage», sagt Bühlmann. Unter den Handschuhen beginne die Haut schon nach kurzer Zeit zu schwitzen. Es bildet sich ein stark belastetes mikrobiologisches Milieu, welches die Gesundheit der Mitarbeitenden gefährde.

Kommt dazu: «Die Hand ist aufgrund der Feuchtigkeit belastet und, im Falle einer Verletzung des Handschuhs, ein grosses Hygienerisiko für die Produkte». Insbesondere das Einlegen der Dar-Vida-Cracker in die Schiene biete ein solches Risiko. «Weil die Spelzen des Vollkorngetreides winzige Löcher in die Handschuhe stechen würden», sagt Bühlmann. (ise)


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