Von wegen «Miini Region» – Schweizer Anbieter ignoriert
Coop baut mit Tausenden Tonnen deutschem Asphalt

Eigentlich wirbt der Detailhändler Coop immer mit «regional» und «nachhaltig». Aber den Platz um das Verteilzentrum in der Grüze lässt der Grossverteiler mit günstigem Asphalt aus dem Ausland sanieren.
Publiziert: 21.11.2020 um 13:25 Uhr
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Der Detailhändler Coop wirbt gern mit Regionalität und Nachhaltigkeit. Aber bei einem Bauprojekt am Verteilzentrum Grüze in Winterthur ZH wurde offenbar deutscher Asphalt verwendet.
Foto: PD

Eigentlich wirbt der Schweizer Detailhändler gern mit Nachhaltigkeit und der regionalen Auswahl der Produkte. Doch bei den eigenen Bauarbeiten um das Verteilzentrum Grüze in Winterthur ZH war der billige Preis wohl wichtiger als die Regionalität. Laut eines Berichts im «Landboten» vergab der Grosshändler den Auftrag an ein Unternehmen, das günstigen Asphalt aus Deutschland importiert.

Das regt in Zeiten von Corona und wirtschaftlichen Engpässen erst Recht die Kritiker auf. «Ich kann die Gedankengänge von Coop nicht nachvollziehen», sagt Beat Aeppli, Inhaber und Geschäftsführer der Strassen- und Tiefbaufirma Wistrag aus Winterthur dem «Landboten.» Der Grund: Coop werbe auf der einen Seite mit der Vermarktung von nachhaltigen und regionalen Produkten unter dem «Miini Region» Label.

Und auf der anderen Seite nun das: Der Grosshändler vergibt einen so grossen Auftrag an die Thurgauer Firma Convia AG, die eine Tochter der Storz-Gruppe mit Sitz im deutschen Tuttlingen ist. Mehrere Tausend Tonnen Asphalt werden für die neue Baustelle aus Deutschland angekarrt. Aeppli schätzt, dass der Auftrag um die 1,5 Millionen Franken umfasst.

Kein Angebot aus der Region eingeholt

Der Auftrag war nicht der erste für Convia. Innerhalb der letzten vier Jahre vergab der Kanton Zürich Aufträge an das Unternehmen im Wert von 5 Millionen Franken. «Die Convia gewann vier offene Ausschreibungen», bestätigt ein Mediensprecher der Zürcher Baudirektion der Zeitung.

Aeppli fragte in der Region nach, ob Coop im Fall Grüze auch die heimischen Anbieter wegen Offerten kontaktiert habe. Das Ergebnis: nichts. «Die Firmen aus der Region können mit Angeboten aus Deutschland nicht mithalten», sagt Aeppli, der auch Präsident des Baumeisterverbandes Winterthur ist und im Verwaltungsrat der Asphaltproduktionsfirma Tobega in Neftenbach sitzt. Er importiere nie Materialien aus Deutschland. «Wir haben ein Interesse, dass die Wertschöpfung hier erfolgt», sagt er.

Umweltauflagen seien in Deutschland anders

Auch aus ökologischer Sicht ärgern sich Kritiker über den Auftrag. Die Baumaterialien müssen nämlich von weiter her angefahren werden. Der Transporter fuhr mindesten 250 Mal aus Welschingen bei Engen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg nach Winterthur hin- und her. Pro Fahrt sind das 100 Kilometer. Neben diesen Kilometern geben Kritiker auch zu bedenken, dass in Deutschland «weniger strengen Umweltauflagen» bei der Herstellung von Asphalt herrschten, heisst es in dem Bericht. (vnf)

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