Die Berichtssaison hat begonnen. Seit gut einer Woche präsentieren kleinere und grössere börsenkotierte Unternehmen einen wahren Reigen von Ergebnissen.
Die Zahlen zeigen, wie gut das Geschäftsjahr 2017 bisher gelaufen ist. SonntagsBlick befragte Analysten zu den Halbjahresberichten der Aktiengesellschaften, und sie zeigten sich durchaus angetan. «Die Schweizer Unternehmen schlagen sich wacker und profitieren von einer globalen Erholung der Wirtschaft», lobt beispielsweise Patrik Lang (48) von der Bank Julius Bär.
Unter anderem belegten dies die Exportzahlen: Im ersten Halbjahr haben Schweizer Firmen so viel Waren und Dienstleistungen ins Ausland verkauft wie nie zuvor. Hinter dem Exportboom steckt wie gewohnt in erster Linie die Chemie- und Pharmabranche. Sie kann sogar verkraften, wenn es bei Novartis, dem Schwergewicht des Sektors, im ersten Halbjahr mal nicht so gut läuft.
Novartis sei da eher die Ausnahme, findet Thomas Stucki (54) von der St. Galler Kantonalbank: «Die meisten Unternehmen haben die hohen Erwartungen an die Ergebnisse im ersten Semester erfüllt. Und was noch besser ist: Viele Firmen blicken positiv in die Zukunft.» Das gilt auch für den Pharmariesen Novartis, der 2018 richtig durchstarten will.
Uhrenindustrie dürfte Talsohle durchschritten haben
In den Exportzahlen fällt eine weitere erfreuliche Nachricht auf: Die Uhrenindustrie dürfte die Talsohle durchschritten haben, ihre Ausfuhren sind leicht angestiegen. Die Semesterbilanz des Branchenleaders Swatch ist dennoch durchzogen. Der Umsatz schrumpfte leicht, dafür ist der Gewinn gestiegen. Roland Kläger (40) von Raiffeisen sieht darin ein Muster: «Die Gewinne der Unternehmen steigen wieder, das lässt sich rund um den Globus und auch in der Schweiz beobachten.» Laut Lars Kalbreier von Vontobel Private Banking hat das vor allen einen Grund: «Seit dem Frankenschock haben viele Firmen hart gearbeitet und die Kosten gesenkt. Das zahlt sich nun aus, da die Margen und damit die Gewinne wieder steigen.» Vontobel prognostiziert den grössten Schweizer Unternehmen eine Steigerung um insgesamt zwölf Prozent, nachdem die Gewinne im letzten Jahr gesunken sind.
An weiteres Gewinnwachstum glaubt auch Patrik Lang: «In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Abschwächung des Frankens helfen, die Ergebnisse weiter zu verbessern. Viele behaupten sich gut in einer schwierigen Situation, auch wenn das teilweise zum Verlust von Arbeitsplätzen durch Auslagerungen geführt hat.»
Der Euro hat gegenüber dem Schweizer Franken zuletzt etwas an Stärke gewonnen. Schweizer Firmen spüren erstmals seit Jahren Rückenwind an der Währungsfront, nachdem sie jahrelang im Gegenwind gestanden haben.
Doch der starke Franken hat auch die meisten Firmen stark gemacht, sprich: wettbewerbsfähiger. Die Früchte ihrer Anstrengungen dürfen sie nun ernten.