Von der Rikscha zum Motorsport
Inder schnappen sich grössten Töffbauer Europas

Der österreichische Motorradhersteller KTM hat finanzielle Probleme. Jetzt steht ein Retter bereit: Der indische Töffbauer Bajaj Auto springt ein. Derweil zieht sich der langjährige Eigentümer zurück.
Publiziert: 11:22 Uhr
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Aktualisiert: 16:50 Uhr
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Die 5000 Angestellten des österreichischen Töffherstellers KTM zitterten. Im Bild der Hauptsitz in Mattighofen.
Foto: IMAGO/Daniel Scharinger

Darum gehts

  • Bajaj Auto übernimmt Mehrheit an KTM
  • 600 Millionen Euro für Sanierung
  • Langjähriger Eigentümer Stefan Pierer zieht sich zurück
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Töff- und vor allem KTM-Fans können aufatmen: Die indische Bajaj Auto übernimmt die Mehrheit am österreichischen Motorradhersteller. Zuvor hatte der Eigentümer Pierer Mobility ein Sanierungsverfahren eingeleitet. KTM hat Schulden von rund zwei Milliarden Euro. Die Gläubiger gaben dem Töffbauer eine Frist bis heute Freitag, um 30 Prozent davon – also 600 Millionen – aufzutreiben. Es drohte der Konkurs. Die 5000 Angestellten in Österreich zitterten.

Jetzt springen die Inder also ein – und legen die rund 600 Millionen Euro sofort auf den Tisch, wie Pierer mitteilt. Bajaj Auto ist der viertgrösste Hersteller von Zwei- und Dreiradfahrzeugen weltweit. Darunter zählen auch die aus Indien bekannten Rikschas. Der Konzern mit Hauptsitz in der westindischen Grossstadt Pune ist schon seit 2007 an KTM beteiligt und produziert bereits Motorräder für die Österreicher.

Stefan Pierer zieht sich zurück

Auslöser der KTM-Krise war die eingebrochene Nachfrage, der in einem zu hohen Lagerbestand mündete. Daraufhin wurde die Produktion am Sitz in Mattighofen (Ö) heruntergefahren. Der Töffbauer musste auch bereits bei den Angestellten Konsequenzen ziehen. KTM strich Anfang Jahr 300 Stellen, bereits 2024 hatte das Unternehmen 700 Jobs abgebaut. An den aktuellen Produktionsstandorten, inklusive dem Hauptsitz, soll aber festgehalten werden. «Heute haben wir die Chance bekommen, die Geschichte von KTM fortzuschreiben», sagte KTM-Vorstand Gottfried Neumeister zum Deal mit Bajaj Auto. 

Stefan Pierer – der Chef höchstpersönlich – sprach immer von einem «Boxenstopp für die Zukunft». Man sei in den letzten drei Jahrzehnten zu Europas grösstem Motorradhersteller gewachsen. «Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich», sagte der Eigentümer. Jetzt wird sich Pierer im Zuge der Übernahme als Vorstand der Pierer Mobility AG zurückziehen, heisst es in einer Mitteilung der Konzernmutter.

Bislang betonte die Dachorganisation stets, am MotoGP-Projekt festhalten zu wollen. KTM ist seit 2017 in der höchsten Klasse des Motorradsports unterwegs. Der Schweizer Profi Randy Krummenacher (35) fuhr einige Saisons mit einer KTM-Maschine in der 125-cm³-Klasse.

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