Vier mal teurer als in Genf
Zockt Zürich bei Scheidungen ab?

Eine Analyse des Vergleichsportals Comparis zeigt auf: In Zürich kostet eine Scheidung landesweit am meisten. In der Romandie und im Tessin hingegen schmerzt eine Scheidung am wenigsten – zumindest finanziell.
Publiziert: 04.09.2019 um 18:01 Uhr
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Die Vergleichsplattform Comparis hat die Scheidungskosten für kinderlose Paare unter 35 Jahren untersucht.
Foto: Comparis
Noël Brühlmann

Zürich gilt als Hochpreis-Insel innerhalb der Schweiz. Ein Blick auf die horrenden Wohnungspreise in der Stadt und die teuren Shopping-Meilen untermauert das Hochpreis-Image. Eine Analyse des Vergleichsportals Comparis zeigt nun, wo Zürich ebenfalls preislich oben aus schwingt: Scheidungen sind in der Schweiz nirgends teurer als in der Limmat-Stadt. 

Satte 2400 Franken blättern kinderlose Paare bis 35 Jahre im Schnitt für eine Ehe-Auflösung hin. Aber nur bei einem gemeinsamen Scheidungsbegehren. Comparis-Experte Leo Hug (63): «Alle anderen Fälle sind komplizierter und dadurch auch teurer.» Für die Studie habe er nur den simpelsten Fall untersuchen wollen. 

Grosse kantonale Unterschiede

Durchschnittlich betragen diese Scheidungsgebühren in der Schweiz zwischen 1500 und 1800 Franken. Doch wie die Comparis-Erhebung aufzeigt, sind einige Kantonshauptstädte wesentlich teurer.

Neben Zürich zahlt man zudem in Bern, Liestal und Schaffhausen mehr als 2000 Franken. Aber auch mit tiefen Preisen tanzen einige Städte aus der Reihe: In Genf zahlt man für eine Scheidung nur 600 Franken, während in Sitten 900 Franken hingeblättert werden müssen.

Zwischen den Kantonen bestehen teils grosse Unterschiede, was die Gerichtsgebühren bei einer Scheidung betrifft.
Foto: Comparis

Wie kommt es zu diesen grossen Unterschieden zwischen den Kantonen? «Ich kann mir das bis heute nicht ganz erklären», sagt Experte Leo Hug. «Entweder werden die Scheidungsprozesse in der Romandie staatlich subventioniert – oder das Zürcher Gericht macht mit den Gebühren ein Geschäft.»

Dabei gilt: In allen Kantonen läuft das Gerichtsverfahren gleich ab. «Die Gebühren dürfen die Gerichtskosten nicht übersteigen», weiss Hug. Und doch scheint genau dies beim Zürcher Bezirksgericht der Fall zu sein. Werden Scheidungswillige in Zürich abgezockt?

Wieso ist das Scheiden in Zürich so teuer?

Auf Anfrage von BLICK verneint das die Zürcher Bezirksgericht-Sprecherin Sabina Motta. «Von Abzocken kann keine Rede sein», entkräftet sie den Vorwurf. Motta hält fest: «Die Gebühren decken die entstandenen Gerichtskosten nur teilweise.»

Der übrige Anteil würde durch die öffentliche Hand finanziert. Wären die Verfahrensgebühren tiefer, müssten folglich einfach mehr Steuern eingenommen werden. Aber eine abschliessende Erklärung für die vergleichsweise hohen Gebühren kann auch sie nicht geben.

Wenigstens eine Hoffnung bleibt Paaren, die sich scheiden lassen wollen: Sollten sie eine Scheidung nicht vermögen, springt der Staat in die Bresche.

Die Scheidungswilligen müssen dafür unentgeltliche Rechtspflege beantragen. Heisst: Die Gerichts- und Anwaltskosten werden dann von Sozialhilfegeldern übernommen. 

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