Versandapotheken sind heute strengen Regeln unterworfen. Auch rezeptfreie Medikamente kann man nicht einfach online nach Hause bestellen. So widersprüchlich es klingt: Rezeptfreie Medikamente können nur mit einem Rezept eines Arztes versandt werden. In der Praxis kommt dies einem Versandverbot nahe. Der Streit um diese Bestimmung dauert schon Jahre.
Während der Corona-Pandemie gingen «gewöhnliche», stationäre Apotheken, die ihre Kunden normalerweise in ihren Geschäften empfangen, pragmatisch dazu über, rezeptfreie Mittel und Salben auszuliefern oder zu verschicken. Den Versandapotheken bleibt dies verwehrt.
FDP-Nationalrat Marcel Dobler (39) machte während der vergangenen Monate die Probe aufs Exempel und bestellte bei mehreren klassischen Apotheken rezeptfreie Mittel. «Wie meine Testkäufe zeigen, legten stationäre Apotheken rezeptfreie Medikamente im Plastiksack in meinen Briefkasten oder verschickten sie per B-Post», sagt Dobler. Dass den Versandapotheken gleiches Recht verweigert wird, sieht er nicht ein. «Der Bund sollte diese Marktverzerrung schleunigst beseitigen», sagt der St. Galler. Kommende Woche wird er einen Vorstoss einreichen, in dem er vom Bundesrat Auskunft über die Benachteiligung verlangt.
Entscheid des Bundesrats nicht nachvollziebar
Zur Rose, die nach eigenen Angaben grösste Versandapotheke Europas mit Sitz in Frauenfeld TG, wurde im März beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) vorstellig und versuchte, eine Ausnahmebewilligung für den Versand von rezeptfreien Medikamenten zu erreichen. Vergeblich, wie CEO Walter Oberhänsli (62) auf Anfrage erklärt. Der Bund habe das Ersuchen abgelehnt.
Die Folge: «Zur Rose musste ab Krisenbeginn sehr viele Anfragen und Bestellwünsche für rezeptfreie Medikamente zur Linderung von Fieber und Schmerzen ablehnen», sagt Oberhänsli. Eine Ausnahmebewilligung für die derzeit nicht für den Versand zugelassenen rezeptfreien Arzneimittel hätte viel zur effektiven und sicheren Versorgung der Bevölkerung beigetragen, glaubt er. Oberhänsli kann den Entscheid des Bundesrats nicht nachvollziehen. «Umso mehr, weil die traditionellen Apotheken jetzt eine Genehmigung zur Ausweitung des Heimlieferdiensts erhalten haben, um die Versorgung zu Hause sicherstellen zu können.»