Die SBB stecken in der Krise, die Kritik an dieser Schweizer Institution wächst. Züge fallen aus, sind verspätet, Schalter geschlossen, Baustellen häufen sich und es gibt Probleme mit defekten Wagentüren: Am 4. August wurde Zugchef Bruno R (†54) von einer Türe eingeklemmt und zu Tode geschleift. Auch hat die SBB zu wenige Lokomotivführer – und die, die fahren, begehen offenbar immer mehr «Fahrfehler».
Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, sind Lokführer im vergangenen Jahr 363 Mal über Rot gefahren oder haben andere Signale missachtet. Damit haben die Bähnler einen Rekord aufgestellt, wie aus Zahlen des Bundesamtes für Verkehr hervorgeht.
Als die «Fehlhandlungen gegen Signale im Bahnverkehr» 2010 erstmals erfasst wurden, zählte der Bund noch 224 solcher Fälle. Seither haben sie deutlich zugenommen. 108 Personen wurden deswegen verletzt, 15 davon schwer. Bei der Kollision zweier Regionalzüge 2013 in Granges-Marnand VD kam ein Lokführer ums Leben, 26 Menschen wurden verletzt.
Mangelnde Aufmerksamkeit
Die Sachschäden für überfahrene Rotlichter belaufen sich seit 2010 auf 56 Millionen Franken. Häufig gilt Unachtsamkeit der Lokführer als Ursache. Sie seien oft abgelenkt und besonders Junge seien betroffen. Laut Hubert Giger, Präsident des Lokführerverbands, sei der «Arbeitsdruck der Lokführer gestiegen: Es gibt mehr Signale, die Geschwindigkeiten sind höher, die Beschleunigungen grösser».
Bei einem neuen Zwischenfall am Freitag wurde ein SBB-Zug am Bahnhof in Morges VD zu spät gebremst, so dass ein Teil der Passagiere auf dem Schotter zwischen zwei Geleisen aussteigen musste. Ein herannahender Zug aus der Gegenrichtung konnte seine Fahrt rechtzeitig verlangsamen. Verletzt wurde niemand.
Der Lokführer des zweiten Zuges sei bereits von einem Kollegen gewarnt worden und habe die Fahrt rechtzeitig verlangsamen können, erklärte ein SBB-Sprecher. Das Unternehmen werde eine interne Untersuchung zu diesem «aussergewöhnlichen Ereignis» durchführen. (kes/SDA)