Vater von Ex-Raiffeisen-Chef Pierin löste in den 70er-Jahren einen ähnlichen Wirbel aus wie heute sein Sohn
Vincenz und Vincenz

Der einstige CVP-Ständerat Gion Clau Vincenz (†93) sah sich in den 70er-Jahren Vorwürfen der persönlichen Bereicherung ausgesetzt. Der Fall hat überraschende Parallelen zu den Vorwürfen gegen seinen Sohn Pierin Vincenz (61).
Publiziert: 18.03.2018 um 23:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 23:00 Uhr
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Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz steht im Verdacht, bei Firmenkäufen unrechtmässig Gelder eingesteckt zu haben.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
Guido Schätti

Eine honorige Bündner Persönlichkeit streicht beim Kauf einer Firma versteckte Zahlungen ein. Lange bleibt geheim, dass sie mitkassiert. Doch ein Feind sorgt dafür, dass alles auffliegt.

Die Geschichte kommt Ihnen bekannt vor? Gewiss. Denn der frühere Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz (61) sitzt deswegen seit drei Wochen in Haft. Er soll als Präsident der Kreditkartenfirma Aduno und einer Raiffeisen-Tochter bei Firmenkäufen die hohle Hand gemacht haben. Mit komplizierten Firmenkonstruktionen soll er dafür gesorgt haben, dass er von den Deals, die er für seine Firmen einfädelte, auch privat profitierte.

Eine halbe Million Franken Provision

Vincenz ist nicht der erste Bündner, der sich mit solchen Vorwürfen konfrontiert sieht. Und auch nicht der erste Vincenz. In der zweiten Hälfte der 70er-Jahre erschütterte die Affäre Vincenz-Plozza das Bündnerland. Gion Clau Vincenz (†93) sass seit 1968 für die CVP im Ständerat, präsidierte den Verwaltungsrat von Volg und setzte den Kauf der Weinhandlung Plozza in Brusio GR durch.

Doch der Deal hatte ein Nachspiel. Verkäufer Pietro Plozza fühlte sich vom Ständeherrn über den Tisch gezogen. In einem Schreiben an die Vereinigte Bundesversammlung schwärzte er Vincenz an. Die beigelegte Kopie der Kaufquittung offenbarte: Vincenz hatte eine Provision von 500’000 Franken kassiert. Vor den Ständeratswahlen 1978 liess Plozza 52’000 Flugblätter an die Bündner Haushalte verteilen, um gegen Vincenz Stimmung zu machen.

Der Politiker sei in den «Verdacht der persönlichen und unverhältnismässigen Bereicherung geraten», berichtete die NZZ damals. Der Finanzblog «Inside Paradeplatz» griff den Fall kürzlich auf.

Ein Gutachten vom Parteifreund

Um die Vorwürfe zu entkräften, liess Gion Clau Vincenz ein Gutachten des Präsidenten des Eidgenössischen Versicherungsgerichts anfertigen. Der Parteifreund kam zum Schluss, Vincenz habe sich nichts zuschulden kommen lassen. Trotzdem zahlte dieser 300’000 Franken zurück.

Als die ersten Vorwürfe gegen ihn auftauchten, beauftragte Vincenz junior den Starjuristen Peter Forstmoser (75) mit einem Gutachten. Der frühere Swiss-Re-Präsident kam zum Schluss, Vincenz habe sich nichts zuschulden kommen lassen.

Vincenz senior wurde wiedergewählt, allerdings mit schlechtem Resultat. Und ein Jahr später war Schluss. Zum Verhängnis wurden ihm nicht deklarierte Einnahmen. In einem Steuerstrafverfahren musste er 28’000 Franken zahlen. Anfang März 1979 trat er Knall auf Fall aus dem Ständerat zurück. Von der Affäre Plozza blieb juristisch nichts an ihm hängen.

Darauf kann auch der Sohn noch hoffen. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung, allerdings packen ihn die Ermittler mit voller Härte an. In der Finanzbranche hat er ein lebenslängliches Berufsverbot. Seine einstigen Getreuen und Bewunderer wenden sich von ihm ab.

Vincenz junior profitierte von Deals des Vaters

Das war vor 40 Jahren noch anders. Für Vater Vincenz war nur die politische Karriere beendet, geschäftlich ging es erst richtig los. 1984 wurde er Präsident des Raiffeisen-Verwaltungsrates – und spurte für den Sohn vor. Drei Jahre nach seinem Ausscheiden trat dieser bei Raiffeisen ein und wurde bald Chef der Genossenschaft.

Im Weingeschäft war die Generationenfolge noch direkter. Vater Vincenz wurde 1993 Präsident jener Weinhandlung Plozza, die einst seinen Ruf befleckt hatte. Als er ausschied, zog der Sohn nach. Bis heute ist Pierin Vincenz Präsident der Plozza SA. Zumindest darauf kann er sich freuen, wenn er rauskommt: Die Rebberge kann ihm so schnell niemand nehmen.

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