Den USA und der Weltwirtschaft droht eine Finanz-Apokalypse! Ohne eine Aussetzung oder Anhebung der Schuldenobergrenze durch den Kongress steht der US-Regierung der Zahlungsausfall bevor. Finanzministerin Janet Yellen (75) nannte den 18. Oktober als Deadline.
Aktien-Guru Peter Tuchman (63) findet in der Blick-Börsensendung «Call to Wall Street» klare Worte: «Ein Zahlungsausfall Amerikas käme einem Vulkanausbruch gleich. Die Banken würden überrannt werden, es käme zu einem Ausverkauf an den Aktienmärkten und zu allgemeiner Angst und Furcht.»
Doch wie würde sich eine USA-Pleite auf die Schweiz auswirken? «Das wäre ein gewaltiger Schock», sagt Reto Föllmi (45), Professor für internationale Ökonomie an der Universität St. Gallen. Nicht nur die Anleger an den Börsen würden die Krise zu spüren kriegen. «Wenn Amerika seine Schulden nicht mehr bezahlen kann, wird es wieder zu einer Flucht in den sicheren Hafen Schweizer Franken kommen und die Schweizerische Nationalbank wird intervenieren müssen», sagt er.
Export-Krise, weniger USA-Produkte
Am schwersten würde eine US-Pleite darum der Schweizer Exportindustrie zusetzen. «Die Nachfrage aus Amerika würde einbrechen», sagt Föllmi. Ein schwerer Schlag für die Schweiz: Die USA sind nach der EU unser zweitwichtigste Handelspartner. «Auch andere Länder könnten diesbezüglich in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Umfeld wäre stark belastet», gibt Föllmi zu bedenken.
Arbeitsplätze wären hingegen vorderhand nicht gefährdet. Nur wenn die Zahlungsunfähigkeit von Dauer ist, könnten Jobs in der Exportindustrie abgebaut werden. «Auch die Preise würden nicht über Nacht ansteigen. Es könnte aber schwieriger werden, Produkte aus den USA in der Schweiz zu kaufen», sagt Föllmi.
Inflationsgefahr
Eine Zahlungsunfähigkeit, die juristisch einer Pleite gleichgesetzt wird, dürfe aber nicht mit einem volkswirtschaftlichen Bankrott verwechselt werden, sagt der Ökonom. «Amerika wird auch in diesem Horror-Szenario trotz hohen Schulden kreditwürdig bleiben», ist Föllmi überzeugt. Der Grund ist die US-Währung. «Der Dollar ist die Leitwährung der Welt, die Zentralbanken weltweit haben hohe Dollar-Reserven. Die Amerikaner können jederzeit einfach mehr Geld drucken, um so ihre Schulden zu tilgen.»
Ein nomineller Bankrott wie in Griechenland sei im Falle der USA deshalb beinahe undenkbar. Eine hohe Inflation aber schon.
Doch wie realistisch ist das Pleite-Szenario? «Wir können davon ausgehen, dass die Amerikaner eine Lösung finden werden», gibt sich Föllmi zuversichtlich. Er gibt aber auch zu bedenken: «Das politische Klima ist polarisierter geworden. Kompromisse seltener. Es steht viel auf dem Spiel.»
Die ganze aktuelle Sendung «Call to Wall Street»: