Darum gehts
- Gunvor-Chef Törnqvist tritt zurück und verkauft Mehrheitsbeteiligung der Unternehmensaktien an leitende Angestellte
- US-Regierung bezeichnet Törnqvist kürzlich als Kreml-Marionette
- Gary Pedersen übernimmt als neuer CEO die Führung des Energiehändlers
Feuer unterm Dach beim Genfer Rohstoffhändler Gunvor: Der Schwede Torbjörn Törnqvist (72), bisheriger CEO und Vorstandsvorsitzender des Konzerns, verlässt sein Unternehmen – per sofort. Er hat überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben, wie aus einer Mitteilung des Unternehmens vom Montag hervorgeht.
Törnqvist ist nicht nur Chef, sondern auch Mehrheitsaktionär bei Gunvor. Laut der Bilanz hält er 85 Prozent am Rohstoffriesen. Doch auch das ändert sich jetzt. Laut der Mitteilung plant Törnqvist, sein Aktienpaket an leitende Mitarbeitende zu veräussern. Man wolle damit einen Neustart und eine «zukunftsweisende Strategie» für ein Unternehmen vorantreiben, «für das Fehlwahrnehmungen seiner Vergangenheit zu einer unerträglichen Belastung geworden sind», heisst es vonseiten des Konzerns.
Krasse Vorwürfe vom Weissen Haus
Fehlwahrnehmungen seiner Vergangenheit? Es geht dabei um harte Anschuldigungen der Regierung von Donald Trump (79): Das US-Finanzministerium bezeichnete den in der Schweiz wohnhaften Milliardär und seine Firma als «Marionette des Kremls». Dies, weil Gunvor historisch Verbindungen zur russischen Machtelite pflegte. Die US-Regierung behauptete im November, dass Gunvor nach wie vor enge Verbindungen zu Putins Umfeld pflegen würde. Der Konzern bestritt jegliche Vorwürfe. Beweise legten die Amerikaner keine vor.
Die US-Regierung versuchte unter anderem, einen geplanten Deal zwischen dem Genfer Rohstoffriesen und dem russischen Ölkonzern Lukoil zu blockieren. Lukoil ist von den USA aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine sanktioniert. Ein 22-Milliarden-Dollar schwerer Deal zwischen den beiden Rohstoffgiganten passte Trump so gar nicht. Der Deal platzte.
Die Vorwürfe hatten für Gunvor weitreichende Folgen: Wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtet, hat die Ankündigung die «Rohstoffwelt erschüttert» und dazu geführt, dass mindestens ein Kreditgeber seine Finanzierungszusagen zurückgezogen hat. Zudem wurden erneut Fragen zu den Verbindungen des Unternehmens nach Moskau aufgeworfen.
Für Törnqvist soll nun Gary Pedersen, bisheriger Leiter des Amerika-Geschäfts, den CEO-Posten bei Gunvor übernehmen. Der schwerreiche Schwede zog erst vergangene Woche die Blicke der Schweizer Öffentlichkeit auf sich: Mit einem Vermögen von 6,5 Milliarden Franken schaffte er es auf Platz 37 des grossen Bilanz-Rankings der 300 Reichsten in der Schweiz.