Er war im Aussendienst angestellt und kassiert jetzt den Zahltag seines Lebens: Oswald Bilotta (57). Der US-Amerikaner arbeitete für Novartis. Er war es, der den Schweizer Pharmakonzern bei den US-Behörden verpetzte. Für diese Tat bekommt er nun 109,4 Millionen US-Dollar vom amerikanischen Staat.
Bilotta reichte 2011 Klage gegen eine Tochter des Novartis-Konzerns ein. Der Vorwurf: Sein Arbeitgeber habe jahrelang Schmiergelder an US-Ärzte bezahlt, damit diese Herz-Kreislauf-Medikamente aus dem Hause Novartis verschrieben. Die Bestechungsgelder seien unter dem Deckmantel einer Vortragsserie und anderen Informationsveranstaltungen geflossen.
Es war der Anfang einer grossen Untersuchung gegen Novartis. Ein jahrelanger Rechtsstreit nahm seinen Lauf. Involviert war der berüchtigte New Yorker Staatsanwalt Preet Bharara, der schon so manches Schweizer Geldhaus in die Knie gezwungen hat.
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Es drohte ein Milliardenschaden. Für das Jahr 2019 war ein Prozess angesetzt. Novartis willigte schliesslich in Vergleichsverhandlungen ein und stellte 700 Millionen Franken zur Seite.
Ein Ringen im Hintergrund begann. Schliesslich kam es zur Einigung. Anfang Juli gab der Pharmariese bekannt, dass die Angelegenheit aussergerichtlich beigelegt ist. Novartis zahlte 678 Millionen Dollar. Das Unternehmen übernahm die Verantwortung für zahlreiche Anschuldigungen und verpflichtete sich, seine Veranstaltungen zurückzufahren.
Bilotta, der Sohn italienischer Immigranten, der das Ganze ins Rollen gebracht hat, geht als reicher Mann vom Platz. Die Summe, die ihm zugesprochen wird, ist eine der höchsten, die je in einem derartigen Verfahren ausbezahlt wurde. Bilotta stellt damit selbst UBS-Whistleblower Bradley Birkenfeld (55) in den Schatten. Dieser erhielt seinerzeit 104 Millionen US-Dollar. (ise)