Amerikanische Firmen sind nicht eben bekannt für vorbildliche Sozialleistungen. Einzelne Unternehmen preschen aber vor. Wie gestern der Konsumgüter- und Pharmakonzern Johnson & Johnson. Ausgerechnet die Amerikaner zeigen uns, wie es klappt mit dem Vaterschaftsurlaub.
An einem Gespräch im kleinen Rahmen liess Brandi Marsh (38), Personalchefin von Johnson & Johnson Schweiz, eine Bombe platzen: Das Unternehmen führt einen achtwöchigen bezahlten Vaterschaftsurlaub ein. Auch in der Schweiz, wo der Konzern 7000 Angestellte beschäftigt (siehe Box). Bisher gabs bei Johnson & Johnson zwei Wochen bezahlte Papi-Zeit.
Am Stück oder in Tranchen
Junge Väter können die acht Wochen innert eines Jahres am Stück beziehen oder in Tranchen. Mamis haben Anrecht auf 18 Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub.
In der Schweiz ist der Vaterschaftsurlaub seit Jahren ein umstrittenes Politikum. Am 4. Juli wurde die Volksinitiative «Vaterschaftsurlaub jetzt!» mit gut 107'000 gültigen Unterschriften eingereicht.
«Wir freuen uns sehr über die Entscheidung von Johnson & Johnson», sagt Linda Rosenkranz, Sprecherin von Travailsuisse. Der Gewerkschaftsbund ist die treibende Kraft hinter der Initiative. Sie fordert vier Wochen Papi-Urlaub.
Ein Tag beim Kanton Obwalden
Im Moment machen Schweizer Firmen und die öffentliche Hand nämlich noch, was sie wollen. So gönnt der Kanton Obwalden einem Papa nach der Geburt einen mickrigen freien Tag. Weit grosszügiger gibt sich die Migros: Sie bietet drei Wochen Vaterschaftsurlaub.
Aus purer Nächstenliebe gewährt der US-Konzern Vätern wohl keine bezahlten Papi-Ferien, sie sind auch Werbung fürs Unternehmen. «Wir wollen die besten Talente in die Schweiz holen», sagt Johnson-&-Johnson-Personalchefin Marsh zu BLICK. «Karrieremöglichkeiten sind da wichtig, aber auch weiche Faktoren wie ein grosszügiger Vaterschaftsurlaub.»
«Männer wollen ihre Kinder aufwachsen sehen»
Marsh ist selber Mutter dreier Kinder. «Familie ist das Wichtigste im Leben. Die Zeit mit Neugeborenen ist wunderbar, aber auch anstrengend», sagt sie. «Die ersten Tage sind für eine junge Familie deshalb enorm wichtig.»
Der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas (37) freut sich über dieses Engagement. «Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass ein Vaterschaftsurlaub heute für viele Firmen selbstverständlich ist. Auch Männer wollen ihre Kinder aufwachsen sehen.»
Zug – Johnson & Johnson beschäftigt 127'000 Mitarbeiter in über 60 Ländern. In der Schweiz kommt der US-Gesundheitskonzern auf 7000 Angestellte in zehn Kantonen und an 21 Standorten. Damit ist das Unternehmen der grösste amerikanische Arbeitgeber der Schweiz. Und doch kennt den Giganten kaum einer. «Wir machen weit mehr als nur Babyshampoo oder Tampons», sagt Schweiz-Chef Andrea Ostinelli (58).
Seit 1959 geschäften die Amerikaner in der Schweiz. Damals kauften sie in Schaffhausen die Cilag AG. Seither ist Johnson & Johnson stetig gewachsen. Auch dank milliardenschweren Zukäufen. 2012 übernahmen die Amerikaner die Medizinaltechnikfirma Synthes von Hansjörg Wyss (82).
Letzes Jahr krallten sie sich die Allschwiler Biotechfirma Actelion – der 30-Milliarden-Deal ist die teuerste Übernahme in Europas Gesundheitsbranche. «Damit sind wir in die Champions League aufgestiegen», sagt Ludo Ooms (57), der sich um die Integration von Actelion kümmert.
Zug – Johnson & Johnson beschäftigt 127'000 Mitarbeiter in über 60 Ländern. In der Schweiz kommt der US-Gesundheitskonzern auf 7000 Angestellte in zehn Kantonen und an 21 Standorten. Damit ist das Unternehmen der grösste amerikanische Arbeitgeber der Schweiz. Und doch kennt den Giganten kaum einer. «Wir machen weit mehr als nur Babyshampoo oder Tampons», sagt Schweiz-Chef Andrea Ostinelli (58).
Seit 1959 geschäften die Amerikaner in der Schweiz. Damals kauften sie in Schaffhausen die Cilag AG. Seither ist Johnson & Johnson stetig gewachsen. Auch dank milliardenschweren Zukäufen. 2012 übernahmen die Amerikaner die Medizinaltechnikfirma Synthes von Hansjörg Wyss (82).
Letzes Jahr krallten sie sich die Allschwiler Biotechfirma Actelion – der 30-Milliarden-Deal ist die teuerste Übernahme in Europas Gesundheitsbranche. «Damit sind wir in die Champions League aufgestiegen», sagt Ludo Ooms (57), der sich um die Integration von Actelion kümmert.
Zürich – Tatsächlich, es geht in Sachen Vaterschaftsurlaub voran. BLICK fragte bei grossen Arbeitgebern in der Schweiz nach und fand die Spitzenreiter in Sachen bezahlter Papi-tage. Und siehe da: Es sind zwei ausländische Konzerne. -Weniger überraschend: Den Rest der Liste dominieren -öffentliche Arbeitgeber in der Schweiz.
Papi-Zeit in Tagen:
Johnson & Johnson 40
Ikea 40*
Lausanne 21
Stadt Genf 20
Stadt Neuenburg 20
Stadt Biel 20
Migros 15
SBB 10
Post 10
Swisscom 10
Coop 05
Kanton Solothurn 02
Kanton Thurgau 02
Kanton Obwalden 01
* Wenn 10 Ferientage geopfert werden.
Zürich – Tatsächlich, es geht in Sachen Vaterschaftsurlaub voran. BLICK fragte bei grossen Arbeitgebern in der Schweiz nach und fand die Spitzenreiter in Sachen bezahlter Papi-tage. Und siehe da: Es sind zwei ausländische Konzerne. -Weniger überraschend: Den Rest der Liste dominieren -öffentliche Arbeitgeber in der Schweiz.
Papi-Zeit in Tagen:
Johnson & Johnson 40
Ikea 40*
Lausanne 21
Stadt Genf 20
Stadt Neuenburg 20
Stadt Biel 20
Migros 15
SBB 10
Post 10
Swisscom 10
Coop 05
Kanton Solothurn 02
Kanton Thurgau 02
Kanton Obwalden 01
* Wenn 10 Ferientage geopfert werden.
Kommentar von Wirtschafts-Reporter Patrik Berger
Peinlich, peinlich. Schweizer Firmen und öffentliche Institutionen bekommen gerade Nachhilfe aus den USA in Sachen Vaterschaftsurlaub. Der US-Konzern Johnson & Johnson gibt sich grosszügig, gewährt Papis nach der Geburt ihres Kindes künftig acht Wochen Zeit im Kreise der Familie – und zeigt damit, dass ein grosszügiger Vaterschaftsurlaub sehr wohl finanzierbar ist. Und zwar nicht nur in der reichen Schweiz, sondern weltweit.
Wer nun aber glaubt, dass man das Thema der Privatwirtschaft überlassen soll, der irrt. Johnson & Johnson ist nur ein löblicher Einzelfall. Politik und Gewerkschaften müssen deshalb hartnäckig bleiben, sich für die Rechte der Väter einsetzen.
Nur so kommen wir in der Schweiz zu einer Regelung, die es Papis erlaubt, die ersten Wochen mit ihren Kleinkindern zu verbringen. Eine Regelung, die sich nicht nur Grosskonzerne wie Johnson & Johnson leisten können. Sondern ein Vaterschaftsurlaub, der auch den kleinen Schreiner und den Dorfmetzger nicht gleich in den Ruin treibt.
Kommentar von Wirtschafts-Reporter Patrik Berger
Peinlich, peinlich. Schweizer Firmen und öffentliche Institutionen bekommen gerade Nachhilfe aus den USA in Sachen Vaterschaftsurlaub. Der US-Konzern Johnson & Johnson gibt sich grosszügig, gewährt Papis nach der Geburt ihres Kindes künftig acht Wochen Zeit im Kreise der Familie – und zeigt damit, dass ein grosszügiger Vaterschaftsurlaub sehr wohl finanzierbar ist. Und zwar nicht nur in der reichen Schweiz, sondern weltweit.
Wer nun aber glaubt, dass man das Thema der Privatwirtschaft überlassen soll, der irrt. Johnson & Johnson ist nur ein löblicher Einzelfall. Politik und Gewerkschaften müssen deshalb hartnäckig bleiben, sich für die Rechte der Väter einsetzen.
Nur so kommen wir in der Schweiz zu einer Regelung, die es Papis erlaubt, die ersten Wochen mit ihren Kleinkindern zu verbringen. Eine Regelung, die sich nicht nur Grosskonzerne wie Johnson & Johnson leisten können. Sondern ein Vaterschaftsurlaub, der auch den kleinen Schreiner und den Dorfmetzger nicht gleich in den Ruin treibt.