US-Deal bringt pikante Details an den Tag
Warum Bär-Banker stets mit Tennis-Schläger reisten

Mit Touristen-Verkleidung und Geheimcodes versuchte die Bank Bär, die USA zu täuschen. Nun kosten sie ihre Steuervergehen 547 Millionen Dollar Busse. Zwei Bär-Banker mussten sich zudem schuldig bekennen.
Publiziert: 05.02.2016 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 02:30 Uhr
Bär-Chef Collardi: Der US-Deal kostet seine Bank 547 Millionen Dollar.
Foto: Reuters
Guido Schätti

Die beiden Kundenberater – ein 52-jähriger Schweizer und eine 42-jährige Italienerin – bekannten sich schuldig, US-Bürgern dabei geholfen zu haben, Steuern zu hinterziehen und falsche Deklarationen auszustellen. Ihnen drohen bis zu fünf Jahre Knast. Obwohl schon vor fünf Jahren angeklagt, befinden sie sich auf freiem Fuss. Am 12. August müssen die beiden vor einem US-Richter antraben. 

Die Bank Bär kostet die Einigung mit den US-Behörden 547,25 Millionen Dollar. Die auf reiche Privatkunden spezialisierte Bank verwaltete zu Spitzenzeiten 2589 undeklarierte Konten mit total 4,7 Milliarden Dollar. Das Geschäft mit US-Steuersündern spülte der Bank 87 Millionen Dollar Gewinn ein. 

Banker brachten Beamten den Schmus

Das US-Justizdepartement legt in der Einigung einige Müsterchen offen, mit denen die Bank Bär das US-Geschäft betrieb. So wies sie ihre Kundenberater an, die Reise in die USA stets mit einem Tennisschläger im Gepäck anzutreten, um misstrauische Zöllner abzulenken.

Der Tennisschläger lenkt Zöllner ab.

Und auf Fragen, was der Zweck ihrer Reise sei, sollten sie antworten, sie wollten neben ihren Geschäften vor allem Zeit finden, um das wunderschöne Land zu geniessen. «Stolze Staatsangestellte» liebten diese Art von Aussagen, war sich die Bank sicher.

Auch fürs Telefonieren gab es spezielle Vorsichtsregeln: Auf US-Reisen sollten die Kundenberater gemäss Anweisung aus der Zürcher Zentrale lokale Telefonkarten benutzen und diese nach Gebrauch zurücklassen. Anrufe vom Hoteltelefon waren dagegen Tabu.

Zudem richtete die Bären-Bank für US-Schwarzgeld-Kunden Scheinfirmen ein, um den wahren Besitzer der Gelder zu verschleiern. Auch intern herrschte höchste Geheimhaltung: Für Schwarzgeld-Kunden wurden spezielle Codes und Nummern verwendet. 

Finma piff Bank Bär zurück

Strafmildernd wirkte sich für die Bank Bär aus, dass sie im November 2009 vor der Anklageerhebung die amerikanischen Behörden kontaktieren wollte. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) soll ihr aber davon abgeraten haben, wie aus der Mitteilung des US-Justizdepartementes hervorgeht. Grund: Die bilateralen Verhandlungen zwischen der Schweiz und der USA für einen Steuerdeal sollten nicht beeinflusst werden. 

Die USA rechnen es der Bank Bär auch positiv an, dass sie ihre Kundenberater – darunter auch die beiden Angeklagten – dazu anhielt, mit den US-Behörden zu kooperieren. Nach Kontaktaufnahme mit den US-Behörden habe Julius Bär aber Verantwortung übernommen und sich vorbildlich verhalten, hiess es weiter.

Nach Ankündigung der Vereinbarung gab die Finma bekannt, dass sie Julius Bär wegen ihres US-Geschäfts gerügt hatte. Die Bank habe Aufsichtsrecht verletzt. Das Verfahren sei 2010 und 2011 geführt worden und die Bank habe die verlangten Massnahmen umgesetzt, so dass das Verfahren im November 2011 abgeschlossen worden sei.

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