Emsige Betriebsamkeit herrscht im Studio von CNN Money Switzerland. An ihrem langen Roboterarm schwebt eine Kamera haarscharf am Kopf von Urs Gredig vorbei, als er für den Fotografen posiert. Bevor CNN Money Switzerland am 24. Januar 2018 auf Sendung geht, muss noch viel geprobt und getestet werden.
Der 47-jährige Davoser ist Chefredaktor des neuen Wirtschaftssenders. Er muss dafür sorgen, dass neben «CNN» und «Money» die Schweiz nicht vergessen geht: «Es ist wichtig, dass ein Schweizer auf dem Sessel des Chefredaktors sitzt. Jemand, der die Schweizer Medienlandschaft kennt und die Schweizer Themen richtig setzen kann.»
Seine Aufgabe ist es also, die Schweiz in der globalen Wirtschaftswelt medial richtig zu verankern. Als Moderator der «Tagesschau»-Hauptausgabe und SRF-Korrespondent in London gehörte Gredig zu den Aushängeschildern des Schweizer Fernsehens. Er war einer der «Anchors», wie Moderatoren in der englischsprachigen Fernsehwelt genannt werden. Sie geben einem Sender ein Gesicht, locken die Leute vor die Bildschirme.
Diese Aufgabe übernehmen künftig andere, der studierte Historiker sitzt jetzt auf dem Chefsessel. Den Platz vor der Kamera vermisst er nicht: «Mich reizt die Aufgabe, ein neues Medium mit aufzubauen. Ein Medium, das klassisches Fernsehen mit digitalen Medien in einer Art verbindet, die es so in der Schweiz noch nicht gibt.»
Die Belastung ist gross, Zeit ein knappes Gut
Ganz so entspannt wie vor der Kamera wirkt Gredig hinterm Schreibtisch nicht. Den Termin mit SonntagsBlick quetscht er zwischen eine Besprechung mit einer Mitarbeiterin und die Fahrt zum Flughafen: Geschäftsreise nach London.
Die Belastung ist gross, Zeit ein knappes Gut. Früher stellte er die kritischen Fragen, heute muss er sie beantworten. Zum Beispiel die nach den Investoren hinter CNN Money Switzerland: «CNN Money Switzerland ist keine börsenkotierte Firma, deshalb sind wir nicht zu vollständiger Transparenz verpflichtet. Aber ich habe ein gewisses Verständnis für all die Fragen.»
Eine Frage ist auch, ob ein Sender, der sich vor allem Wirtschaftsthemen widmet – und das in Englisch –, ein Publikum finden wird. «Sehr viele Leute in der Schweiz sprechen und verstehen Englisch. Wir wollen kein elitärer Sender sein, Wirtschaft ist viel mehr als nur das Auf und Ab an den Aktienmärkten, da gehören auch viele gesellschaftspolitische Themen dazu», sagt Gredig, schnappt sich den Mantel und eilt aus dem Büro.
Immerhin: Der 24. Januar 2018 als Starttermin ist gut gewählt. Es ist die Woche, während der in Davos das Weltwirtschaftsforum stattfindet. Wirtschaft ist im Gespräch – und viele werden gespannt sein, wie ein neuer Sender das Thema anpacken wird.