«Geschätzte Kundin, geschätzter Kunde, im Moment ist dieser Artikel leider nicht lieferbar»: Solche Hinweise prangen dort am Regal, wo das gewünschte Produkt stehen sollte. Die Lücken im Sortiment sind ärgerlich für den Moment, sie kommen glücklicherweise aber recht selten vor.
Derzeit jedoch häufen sich solche Regal-Hinweise in Coop-Filialen in der ganzen Schweiz, wie BLICK-Leser melden.
Zum Beispiel im Megastore des Grossverteilers in Winterthur Grüze ZH. Besonders viele Schildchen stehen beim Reis von Uncle Ben's. Trifft der Kunde normalerweise auf eine meterbreite Auswahl des Marken-Giganten Mars, klaffen dort nun ebenso lange Lücken (siehe Leserbilder).
Dahinter steckt kein Engpass wegen Missernten beim betreffenden Produkt. Recherchen zeigen: Die aktuellen Lieferengpässe bei Coop sind hausgemacht. «Wir kämpfen gegen schlechte Beschaffungskonditionen», sagt Coop-Sprecher Ramon Gander. «Deshalb bestellen wir einzelne Produkte und Marken von Mars, darunter Uncle Ben's, bis auf weiteres nicht mehr.»
Laut dem Sprecher verhandelt der Grossverteiler laufend mit verschiedenen Markenartikel-Lieferanten für bessere Konditionen. «Mit Mars sind wir trotz intensiven Verhandlungen noch auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen», begründet Gander den Boykott.
Zu Mars gehören Süsswarenhersteller wie M&M, Snickers, Wrigley, die Foodmarken Uncle Ben's und Ebly sowie der Tierfutter-Produzent Whiskas.
Uncle Ben's ist ein alter Bekannter
Mars steht bei Coop nicht das erste Mal am Abzocker-Pranger. Im August 2011 kippte der Grossverteiler schon einmal Uncle Ben's aus dem Sortiment. Damals stand jedoch ein anderer Text auf den Regal-Hinweisen: «Wir werden diese Marke wegen Nichtweitergabe von Währungskursgewinnen nicht mehr anbieten», schoss Coop damals gegen Mars (BLICK berichtete).
Andererseits: Eine solche Kriegserklärung schreckt nicht nur margenverwöhnte Markenhersteller auf. Sie hat auch einen gewaltigen Werbeeffekt für den Detailhändler, der seine Margen ebenfalls unter Verschluss hält.
Die Boykott-Drohungen haben im August 2011 jedenfalls gefruchtet. Mars und andere Marken-Giganten lenkten ein. Deren Produkte kehrten in die Coop-Regale zurück – mit 10 bis 20 Prozent tieferen Preisen.
«Wir sind zuversichtlich, dass wir mit Mars bald eine Lösung finden werden», heisst es bei Coop. Der Marken-Gigant Mars wollte trotz wiederholter Nachfrage keine Stellung nehmen zum Boykott.