Um sich ein Luxus-Leben zu finanzieren
Deutscher Apotheker soll Krebsmedis gestreckt haben

Ein Apotheker hat krebskranken Patienten offenbar wirkungslose Medikamente verabreicht. Mehrere von ihnen starben. Im November startet der Prozess.
Publiziert: 13.10.2017 um 16:39 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 03:55 Uhr
In der Apotheke in Bottrop (D) sollen Krebspatienten mit unwirksamen Medis behandelt worden sein.
Foto: Imago

Er selbst finanzierte sich ein Luxusleben, Krebspatienten verabreichte er offenbar wirkungslose Medikamente. In Bottrop (D) haben gestern 400 Personen vor der Apotheke von Peter S. (46) demonstriert.

Am 13. November beginnt vor dem Landgericht Essen der Prozess gegen den Mann, der offenbar aus Geldgier das Leben Tausender riskierte, wie «Bild» schreibt.

Die Staatsanwaltschaft Essen geht davon aus, dass der in U-Haft sitzende Apotheker in 62'000 Fällen gegen die Rezeptur-Vorschriften verstossen hat. Mindestens 4000 Kranke sollen mit Therapiebeuteln ohne Wirkstoff behandelt worden sein. Mehrere Patienten starben.

«Die Patienten sterben sowieso»

Laut der Zeitung habe der Apotheker zu einem Mitarbeiter gesagt, dass die Patienten sowieso sterben würden. In den Therapiebeuteln sei nur reine Kochsalzlösung enthalten gewesen, keine Wirkstoffe.

Offenbar hat der beschuldigte Apotheker die gepanschten Arzneimittel monatlich bei den gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet. Dadurch sei ein Gesamtschaden von 56 Millionen Euro entstanden.

Er selbst liess es sich gut gehen. Und leistete sich vom Gewinn eine luxuriöse zehn Millionen Euro teure Villa mit Pool-Rutsche über mehrere Stockwerke und wertvolle Kunstwerke.

So wollte er sein Vermögen retten

Besonders dreist: Der Apotheker soll aus der U-Haft heraus angeblich sein Vermögen an seine Familie und ins Ausland transferiert haben, wie «Bild» weiter schreibt. So habe er es vor dem Zugriff der betrogenen Krankenkassen und Opfer in Sicherheit bringen wollen.

Mittlerweile wurde das Vermögen von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Tragischerweise dürfte es aber schwierig sein, dem Apotheker tatsächlich die Schuld am Tod der Patienten nachzuweisen. Beim Prozess werden die Opfer nicht alle als Nebenkläger zugelassen. Denn im Einzelfall ist schwer nachweisbar, ob die Krebskranken nicht sowieso gestorben wären. (bsh)

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Medikamente für den Müll

Während die Prämien munter steigen, werden in der Schweiz Jahr für Jahr Medikamente im Wert von einer halben Milliarde Franken weggeworfen. Das Bundesamt für Umwelt schätzt, dass 30 Prozent aller Arzneimittel unbenutzt im Müll landen. Es ist anzunehmen, dass ein grosser Teil kassenpflichtig ist – solche Präparate machen 80 Prozent des Marktes aus.

Ein unterschätztes Thema

Doch Politik und Medien nehmen dies kaum zur Kenntnis. Auf Anfrage heisst es dazu beim Bundesamt für Gesundheit nur: «Es ist ein unterschätztes Thema.» Wohl auch von Seiten des BAG selbst.

CVP-Nationalrätin Viola Amherd (VS) hatte den Bund 2014 per Vorstoss beauftragt, den Umfang des Phänomens abzuklären. Inzwischen ist eine Studie in Arbeit, die aufzeigen soll, was in der Schweiz gegen die Medika­­­mentenverschwendung getan wird. Ihre Veröffentlichung ist frühestens im Sommer 2018 zu erwarten.

Arzneimittel in Apotheken in Einzeldosen

Amherd ist dieses Tempo zu gemächlich: «Wenn ich nur da­ran denke, wie viele Medikamente bis dahin den Bach hinuntergespült sein werden ...!» Sie fordert, dass Arzneimittel auch in Apotheken in Einzeldosen abgegeben werden.

Barbara Züst von der Stiftung SPO Pa­tientenschutz will, dass Ärzte nicht mehr an der Medikamentenabgabe mitverdienen dürfen. Der Ärzteverband FMH hingegen lehnt dies ab und argumentiert, die Medikamentenabgabe durch Ärzte würde zu einer Kostenreduktion führen.

Bleibt zu hoffen, dass das BAG bis nächsten Sommer einen Plan hat, wie der Abfallberg von Medikamenten reduziert werden kann.

Während die Prämien munter steigen, werden in der Schweiz Jahr für Jahr Medikamente im Wert von einer halben Milliarde Franken weggeworfen. Das Bundesamt für Umwelt schätzt, dass 30 Prozent aller Arzneimittel unbenutzt im Müll landen. Es ist anzunehmen, dass ein grosser Teil kassenpflichtig ist – solche Präparate machen 80 Prozent des Marktes aus.

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Bleibt zu hoffen, dass das BAG bis nächsten Sommer einen Plan hat, wie der Abfallberg von Medikamenten reduziert werden kann.

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