Überhitzungstendenzen am Immobilienmarkt
Bundesrat fordert von Banken mehr Eigenmittel für Hypothekarvergabe

In Folge der Corona-Pandemie wurde der sogenannte antizyklische Kapitalpuffer pausiert. Nun wird das Programm reaktiviert. Die Folge: Banken brauchen mehr Eigenmittel. Kredite könnten teurer werden.
Publiziert: 26.01.2022 um 17:28 Uhr
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Aktualisiert: 27.01.2022 um 22:24 Uhr
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SNB und Bundesrat machen den Banken wieder schärfere Vorschriften, was die Vergabe von Krediten betrifft.
Foto: imago images/Andreas Haas

Für Immobilienbesitzer könnten bald die Kreditkosten steigen: Der Bundesrat macht den Banken wieder schärfere Vorschriften, was die Vergabe von Wohnbauhypotheken betrifft. Als Reaktion auf den Pandemie-Ausbruch deaktivierte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer. Damit wurde den Banken die Kreditvergabe erleichtert. Dieses Programm wird nun wieder aufgenommen.

Für die Banken heisst das: Ab Ende September 2022 müssen sie zusätzliche Eigenmittel von 2.5 Prozent bei der Vergabe von Wohnbauhypotheken vorweisen. Der Entscheid ist aufgrund der Entwicklungen an den Immobilien- und Hypothekarmärkten erfolgt, heisst es in den Mitteilungen des Bundesrats und der SNB.

Die Funktion des Kapitalpuffers ist simpel: Banken sind verpflichtet, ihr Eigenkapital aufzustocken, wenn sich Fehlentwicklungen am Kreditmarkt abzeichnen. Auch die Kunden könnten zur Kasse kommen, denn die Kosten der Kreditvergabe steigen dadurch insgesamt.

Markt wird aufmerksam beobachtet

In den vergangenen Monaten sind sowohl das Hypothekarkreditvolumen als auch die Wohnliegenschaftspreise stark gestiegen. Dies laut SNB stärker als nur durch steigende Mieten oder Einkommen erklärbar. Die Tragbarkeitsrisiken verharrten auf hohem Niveau oder stiegen im Segment der Wohnrenditeliegenschaften weiter. Eine starke Korrektur an diesen Märkten würde den Bankensektor respektive die Wirtschaft in der Schweiz spürbar belasten.

Mit der Reaktivierung des antizyklischen Puffers solle in erster Linie die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors aufrechterhalten und wo nötig gestärkt werden, so die SNB. Damit könnten die negativen Folgen einer starken Korrektur am Schweizer Hypothekar- und Wohnliegenschaftsmarkt für den Bankensektor und die Schweizer Wirtschaft beschränkt werden.

«Die Nationalbank wird die Entwicklungen am Hypothekar- und Immobilienmarkt weiterhin aufmerksam beobachten und prüfen, ob weitergehende Massnahmen notwendig sind, um die Risiken für die Finanzstabilität einzudämmen», so die SNB.

Immobilienmarkt zeigt Überhitzungstendenzen

Die Finanzmarktaufsicht Finma befürwortet die Reaktivierung des Kapitalpuffers, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Die Immobilien- und Hypothekarmärkte zeigten für Wohnliegenschaften klare Überhitzungstendenzen, die Tendenz habe sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie gar noch akzentuiert. Der Kapitalpuffer wird denn auch nicht nur wieder eingeführt, sondern direkt aufgestockt: Er fällt um einen halben Prozentpunkt höher aus als vor seiner Deaktivierung.

Es handle sich um einen «richtigen Schritt zu mehr Sicherheit und Stabilität des Finanzsystems», so die Finma. Sie werde die Umsetzung des Entscheids bei den Banken eng begleiten. (SDA/knr)

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