«Bitte gebt mir einen Job!», sagte gestern Jean-Pierre Wüthrich (59) im BLICK. Denn ältere Menschen wie er haben grosse Mühe, einen anderen oder überhaupt einen Job zu finden. Trotz über 250 Bewerbungen hatte Wüthrich bisher keinen Erfolg.
BLICK hat bei Arbeitsmarktexperten nachgefragt, wie über 50-Jährige ihre Chancen bei einer Bewerbung verbessern können.
«Bevor jemand Hunderte von Bewerbungen schreibt, sollte er sich unbedingt Unterstützung holen. Es geht darum, Denkmuster zu durchbrechen», sagt Marcel Keller (55) vom Personaldienstleisters Kelly Services Schweiz. «Es ist besser wenige, aber dafür gezielte Bewerbungen zu schreiben», ergänzt Pascal Scheiwiller (46), CEO der Outplacement-Beratung von Rundstedt.
Anrufen statt einreichen
Vor der Bewerbung sollte man möglichst viele Informationen über die Firma und den Job einholen, sich im persönlichen Umfeld umhören – und anrufen. «Der Vorteil eines Anrufs: Die Stimme verrät das Alter nicht», sagt Scheiwiller. «So umgehen Bewerber die Gefahr, wegen des Geburtsdatums sofort aussortiert zu werden.»
Denn viele Firmen schreiben ihre Jobs nur noch auf internen Bewerbungsplattformen aus, definieren ganz bestimmte Kriterien, die ein Bewerber erfüllen muss. Eines der wichtigsten: das Alter!
Digitale Netzwerke nutzen
Ein wichtiger Erfolgsfaktor: das persönliche Netzwerk. «70 Prozent aller Stellensuchenden finden einen Job über Netzwerke – persönliche wie digitale», sagt Keller (55). Dabei würden digitale Netzwerke wie LinkedIn, Xing oder Indeed immer wichtiger. «Das brauche ich nicht, wie ich immer wieder höre, das geht heute gar nicht mehr», ergänzt Keller.
Dazu kommt: «Es braucht einen perfekten Lebenslauf, um einen Job zu finden. Perfekt heisst, die bisherige Karriere muss korrekt und lückenlos aufgeführt sein», betont Arbeitsmarktexperte Keller.
Aus dem Lebenslauf müsse sofort ersichtlich sein, warum ein Bewerber genau auf die Stelle passt. Denn heute hätten die Personalverantwortlichen viel weniger Zeit, einen Lebenslauf zu studieren, so Keller.