Darum gehts
- Shein eröffnet das erste Geschäft in Paris
- Im Vorfeld wurden Sicherheitskräfte vor dem Einkaufszentrum positioniert
- Eine französische Modemarke zog sich aus Protest aus dem BHV zurück
Über den Onlineriesen Shein zieht gerade ein Mega-Shitstorm: Wegen einer Sexpuppe in Kinderform ist der Konzern ins Visier der französischen Strafverfolgungsbehörden geraten. Gleichzeitig hat der Billiganbieter aus China sein erstes stationäres Geschäft in Paris eröffnet. Und zwar nicht in einem anonymen Gewerbegebiet, sondern an bester Lage. Im sechsten Stock des traditionsreichen Kaufhauses Bazar de l'Hôtel de Ville (BHV).
Bereits mehrere Stunden vor der Eröffnung hatten sich Neugierige, aber auch Demonstranten vor den Türen versammelt: «Natürlich sollten wir lieber ‹Made in France› kaufen, aber das ist teuer», sagte die 43 Jahre alte Marie, die ihren Nachnamen nicht nennen wollte, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.
Security vor der Shoppingmall stationiert
Seit dem Vorabend bewachten Sicherheitskräfte das Kaufhaus, an dessen Fassade ein grosses Plakat mit den Porträts der Unternehmenschefs von BHV und Shein hing. «Schützt die Kinder und nicht Shein», war auf einem Plakat von Demonstranten zu lesen.
Industrieminister Sébastien Martin prangerte eine «aggressive Strategie» des Onlinehändlers an, die auf die französischen Werte abziele. Das inzwischen in Singapur ansässige Unternehmen steht seit langem in der Kritik, weil es die Märkte mit Billigwaren überschwemmt, die unter ökologisch und sozial fragwürdigen Bedingungen hergestellt werden.
Sexpuppe, die sich an Pädophile richtet im Sortiment
Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen der kindlichen Sexpuppe, die Shein online im Sortiment führte. Besagte Puppe sieht kindlich aus, trägt ein Kleidchen. Das Mädchen hält einen Teddy im Arm und schaut einen mit grossen Augen an. In der Artikelbeschreibung zählt Shein explizit auf, was man mit der Puppe alles anstellen kann.
Shein verwies auf einen internen Fehler und sagte die Zusammenarbeit mit der Justiz zu. Sämtliche Sexpuppen seien aus dem Angebot genommen worden, teilte das Unternehmen mit. Es sollten ausserdem sämtliche Produkte für Erwachsene überprüft werden.
Französisches Modelabel verlässt BHV
Aus Protest gegen die Zusammenarbeit mit Shein hat sich die Modemarke agnes b. aus dem Pariser Kaufhaus BHV zurückgezogen. Mehrere Kaufhäuser der Kette Galerie Lafayette ausserhalb von Paris, in denen ebenfalls Shein-Geschäfte einziehen sollen, werden nun in BHV umbenannt.
In Frankfurt (D) gab es zuletzt einen sogenannten Pop-up-Store von Shein im Juni dieses Jahres. Die Frage, ob die Sexpuppen mit kindlichen Zügen auch in Deutschland im Angebot waren, liess ein Unternehmenssprecher unbeanwortet. Den Vorwurf, der Onlinehandel habe schwerwiegende Folgen für die Umwelt, wies er zurück.
«Unser Ziel ist es, die Produktion eng an die Kundennachfrage anzupassen», sagte Sprecher Max Hopmann auf Nachfrage der AFP. Daher gebe es pro Modell zunächst nur «Kleinserien» von 100 bis 200 Teilen. Die Nachfrage werde dann in Echtzeit analysiert, bevor weitere Artikel beschafft würden.
Umweltorganisationen verweisen darauf, dass sogenannte Ultra-Fast Fashion meist von minderer Qualität ist, Schadstoffe enthält und schnell auf dem Müll landet. Zudem zieht die Luftfracht hohe CO2-Emissionen nach sich. 2024 kamen insgesamt 4,6 Milliarden Pakete mit Waren bis zu 150 Euro in EU-Staaten an.